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Multiple Sklerose über die Nase behandeln?

Nose2brain könnte eine völlig neue Anwendungsform in der MS-Therapie darstellen. Ziel des Wirkstofftransfers über die Nase ist es, die Blut-Hirn-Schranke leichter zu überwinden.

Wie bei der Behandlung jeder anderen Krankheit, so müssen auch bei Multipler Sklerose die Wirkstoffe zu ihrem Zielort im Körper gelangen. Bis heute passiert dies über das Blut, egal ob der Wirkstoff oral eingenommen oder injiziert wird.

BBB, ZNS, N2B

Multiple Sklerose ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, ZNS, und deshalb müssen Wirkstoffe auch ins ZNS gelangen. Schleust man nun die Wirkstoffmoleküle über das Blut zum ZNS, so begegnet man auf diesem Weg einer Barriere: der Blut-Hirn-Schranke, meist BBB abgekürzt (aus dem Englischen: Blood Brain Barrier).

Die BBB hat die Funktion, Körperfremdes vom ZNS fernzuhalten. Wirkstoffe benötigen also eine besondere Form oder auch Trägerstoffe, um überhaupt ins Gehirn gelangen zu können und dort zu wirken. Ein von außen betrachtet eher umständlicher Weg.

Das mag auch den Anlass gegeben haben, Nose2Brain, kurz N2B zu entwickeln. Unter Koordination des Fraunhofer-Institutes für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB in Stuttgart erarbeiten insgesamt elf europäische Firmen und Institute diesen Ansatz.

Nerven regenerieren

Dabei geht es um eine Wirkstoffformulierung, die den Wirkstoff direkt in der Regio olfactoria anheftet. Die Regio olfactoria ist ein Bereich im hinteren, oberen Teil der Nasenhöhle und in direkter Nachbarschaft zum Riechkolben, einem vorgelagerten Teil des menschlichen Gehirns, getrennt lediglich durch das Siebbein.

Um eine Art Zwei-Komponenten-Gelpflaster an dieser Stelle anzubringen, wird ein Besuch beim Arzt nötig sein. Das Pflaster oder das Patch soll den Wirkstoff langsam abgeben und die Prozedur des Einbringens somit selten nötig sein. Der Wirkstoff selbst soll ein Bio Molekül sein, das die Nerven dazu anregt sich zu regenerieren. Das Ende des Projekts ist für 2020 vorgesehen.

Quelle: Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik, April2017.

Redaktion: AMSEL e.V., 01.08.2017