Nicht die Multiple Sklerose oder MS-Therapien, sondern die bekannten Vorerkrankungen und Bedingungen wie Herz-/ Kreislauf, höheres Lebensalter und Übergewicht sind es in der Regel, die einen Menschen anfälliger machen für einen schweren Verlauf mit SARS-CoV-2/ COVID-19. Das war zuletzt auch im Vortrag von Priv.-Dozent Dr. med. Mathias Buttmann auf dem virtuellen Welt MS Tag der AMSEL am 27.5 Mai 2020 zu hören und entspricht dem aktuellen Stand der Forschung.
Beruhigend für viele, die verlaufsmodifzierende Wirkstoffe einnehmen, um ihren MS-Verlauf zu drosseln. Eine Ausnahme besteht in Bezug auf MS und Covid-19 allerdings: Sind die Lungen aufgrund beispielsweise langen Sitzens im Rollstuhl oder gar durch Bettlägerigkeit nicht gut belüftet, dann kann das Risiko für einen schwereren Covid-19-Verlauf erhöht sein. Auch würde man bei einem Start mit einem immundepletierenden Wirkstoff während der Corona-Pandemie Schubrisiko und Corona abwägen.
Unter den gegen MS eingesetzten Medikamenten sind einige, welche das Immunsystem teilweise und / oder zeitweise drosseln ("immundepletierend"). Theoretisch besteht also die Gefahr, dass MS-Patienten während der Gabe dieser Therapien ein erhöhtes Rsisko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben. Bisherige Studien zeigten jedoch, dass dies in der Praxis nicht der Fall ist. Keinesfalls sollte ein MS-Erkrankter aus Angst vor Covid-19 auf eigene Faust sein MS-Medikament absetzen, sondern immer seinen Neurologen kontaktieren.
Zwei MS-Wirkstoffe im Einsatz gegen Covid-19?
Was die Medikamente angeht, scheint es sogar einige MS-Medikemente zu geben, welche das Risiko für Covid-19 vermindern könnten, wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie, das Krankheitkompetenznetz Multiple Sklerose und der Bundesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft nun in einer gemeinsamen Pressemitteilung bekanntgeben.
Die zwei genannten Wirkstoffe gegen Multiple Sklerose, die aufgrund ihrer Wirkweise Covid-19 abschwächen oder ein Lungenversagen verhindern könnten, sind:
- Teriflunomid und
- Fingolimod.
Wobei Fingolimod das Risiko für Herpers-Infektionen erhöhen kann und daher jetzt sicher kein MS-Patient rein prophylaktisch zu Fingolimod wechseln würde, um einem (fraglichen) schweren Verlauf mit Covid-19 entgegenzuwirken. Für Teriflunomid und Fingolimod laufen derzeit Studien an Covid-19-Patienten ohne MS.
Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), Krankheitsbezogenes Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) e.V. und DMSG-Bundesverband e.V., 28.05.2020.
Redaktion: AMSEL e.V., 02.06.2020