Falls bei Ihnen gerade die Sonne scheinen sollte, dann empfehlen wir Ihnen, jetzt rauszugehen und diesen Text später zu Ende zu lesen. In unseren Breitengraden ist Mitte Januar das Sonnenlicht eher rar. Zudem sind wir dank Temperaturen um den Gefrierpunkt bis unter die Nasenspitze eingemummelt. Nicht die besten Voraussetzungen für unsere Haut, Sonenlicht zu tanken. Darum nutzt man besser jede Minute. Wer weiß, wie es am Rest vom Tag wird mit dem Sonnenangebot.
Sonnenlicht mindert das MS-Risiko und die Schwere des Verlaufs
In der Wintersonne ist auch die Hautkrebsgefahr geringer, befindet man sich nicht gerade in schwindelnder Höhe auf einem Gletscher und damit näher an der Sonne. Eine halbe Stunde Sonnenlicht pro Tag wird durchschnittlich empfohlen, je nach Haut- und Haarfarbe sollte man jedoch besser den Arzt oder Hautarzt konsultieren, denn hellhäutige und rothaarige Typen müssen hier aufpassen, dass sie ihr Hautkrebs-Risiko nicht erhöhen.
Sonnenlicht kann mehr als Vitamin D allein
Menschen mit Multipler Sklerose profitieren besonders vom Sonnenlicht, wie eine groß angelegte Studie jüngst festgestellt hat. Man kann es auch umgekehrt formulieren: Ein Unterangebot von Sonnenlicht erhöht das Risiko, eine MS zu entwickeln und das Risiko auf einen schwereren Verlauf:
- Je mehr Sonne, desto geringer das MS-Risiko.
- Je mehr Sonne, desto besser der MS-Verlauf.
- Je näher am Äquator, desto geringer das MS-Risiko (das ist schon seit den 1960ern bekannt).
- Ein Nord-Süd-Gefälle zeigt sich aber auch schon innerhalb Deutschlands, obwohl die Distanz zwischen Nord und Süd hier nicht mal mal 1.000 km beträgt: Sowohl der aktive Entzündungsgrad als auch der Behinderungsgrad nehmen von Süd nach Nord zu.
- Das liegt auch, aber nicht nur am Vitamin-D-Spiegel.
- Sonnenlicht hat demnach noch mehr positive Auswirkungen auf den menschlichen Organismus als allein die Vitamin-D-Produktion anzukurbeln.
- Ultraviolettes Licht löst ähnliche Prozesse aus wie das bei der MS eingesetzte Interferon.
- Menschen, die bereits Interferone nehmen, können ihren UV-Licht-Profit nicht durch zusätzliches Sonnenlicht erhöhen (kein "Add-On-Effekt"). UV-Licht regt den Interferon-Signalweg an. Das muss man sich vorstellen wie volles Glas: Man kann es nicht weiter füllen.
Ganz neu sind diese Annahmen nicht. Bereits 2014 berichtete amsel.de über eine kleine Studie zum Thema Sonnenlicht und Multiple Sklerose, ebenfalls von Wissenschaftlern der Universität Münster geleitet. Die aktuell beschriebene Studie bestätigt jedoch die damaligen Annahmen anhand umfassender Patientendaten.
Richtig dosierte Sonnenbäder
Ausdrücklich warnen muss man allerdings vor zu langen Sonnenbädern. Sonne ja, und möglichst täglich, aber nicht zu ausgiebig. Nicht nur hellhäutige und rothaarige Menschen können an Hautkrebs erkranken; es ist eine Frage von Haut- und Haarfarbe PLUS der Dosis. Auch lässt sich Sonnenlicht nicht auf Vorrat tanken. Wer unterm Jahr den Tag im Büro und den Abend drinnen verbringt, kann das nicht durch drei Wochen Sonnenbad auf den Malediven ausgleichen. Empfohlen wird täglich eine halbe Stunde an der Sonne zu verbringen, am besten gleich noch in Bewegung - so profitieren unser Körper und der Geist am meisten davon.
"Mehr Licht!" sollen übrigens die letzten Worte eines großen Geistes der deutschen Literatur gewesen sein. Johann Wolfgang von Goethe verbrachte seine Zeit keineswegs nur am Schreibtisch sondern ist auch bekannt für seine Liebe zur Natur. Sonnenlicht hebt die Stimmung: ein weiterer Grund, auch die sonnenärmeren Tage teils draußen zu verbringen.
Quellen: PNAS, 29.12.2020; Pressemitteilung des KKNMS, 13.01.2021.
Redaktion: AMSEL e.V., 14.01.2021