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Das Corona-Virus-Update: Multiple Sklerose in Zeiten des Corona-Virus

Wann kann man sich mit MS impfen lassen? Multiple Sklerose stellt grundsätzlich kein erhöhtes Risiko für eine Covid-19-Infektion oder einen schweren Verlauf dar. Doch was ist mit den verschiedenen Therapien, was ist mit einer Cortisonschubtherapie, wie verhält es sich bei MS-Erkrankten, die immobil sind? - Hier sind aktuelle Empfehlungen für diese Einzelfragen zusammengefasst. Gruppentreffen finden in der AMSEL zunächst bis zum 15.01.2021 nicht mehr statt, per Telefon und digital ist die AMSEL weiterhin erreichbar [mehrfach aktualisiert und ergänzt, zuletzt: 22.12.2020].

Wichtige Links zum neuartigen Corona-Virus / Covid-19

Corona-Updates der AMSEL im Detail

Multiple Sklerose (Therapie) und Corona

AMSEL möchte MS-Betroffene mit aktuellen Infos über das Corona-Virus im Zusammenhang mit der Multiplen Sklerose als auch über die Folgen hinsichtlich persönlicher Treffen informieren. Zunächst zur medizinischen Seite:

Das neue Corona-Virus (SARS-CoV-2) ist gefährlicher als die gewöhnliche Grippe. Es scheint sehr schnell die Lungen zu befallen. Die Sterblichkeit liegt höher als bei der Virusgrippe. Besonders gefährdet, so haben bisherige Beobachtungen gezeigt, sind ältere Menschen und solche mit bestimmten chronischen Vorerkrankungen. – So viel ist bereits allgemein bekannt. Doch was bedeutet das Corona-Virus für Menschen mit Multipler Sklerose?

Professor Mathias Mäurer ging auf MS-Docblog.de bereits darauf ein. Nun äußert sich der Bundesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft detailliert zum Thema.

Die gute Nachricht: MS per se bedeutet keine erhöhte Gefahr.

Das gilt vor allem für MS-Erkrankte

  • ohne immunmodulierende Therapie

sowie Patienten, die folgende Therapien erhalten:

  • Interferon Beta (Avonex, Betaferon, Extavia, Plegridy, Rebif) und
  • Glatirameracetat hat (Clift, Copaxone),
  • sofern ihre Lungen gut belüftet sind.

Bei MS-Erkrankten mit stärkeren Behinderungen, die also etwa auf den Rollstuhl angewiesen oder bettlägerig sind, ist ein Risiko für Atemwegserkrankungen erhöht, weil bei diesen Menschen die Lungen in der Regel weniger gut belüftet sind. Sie stecken sich nicht häufiger an als Gesunde, tragen jedoch das Risiko, bei Kontakt mit dem Corona-Virus schwerer zu erkranken, wie Untersuchungen gezeigt haben. Prof. Mathias Mäurer berichtet regelmäßig unter www.ms-docblog.de über neueste Erkenntnisse zu Multipler Sklerose und Covid-19, auch im Hinblick auf Therapien.

Ebenfalls das Infektionsrisiko für eine begrenzte Zeit erhöhen kann eine

  • Cortison-Schubtherapie.

Hier müssen Arzt und Patient miteinander abstimmen, ob, gerade bei leichteren Schüben, auf Cortison verzichtet werden kann und inwiefern sich der Patient nach einer Cortisontherapie besser schützen kann, zum Beispiel, indem er für eine Zeit zu Hause bleibt anstatt arbeiten zu gehen. Cortisontherapien in regelmäßigen Intervallen, also unabhängig von einem akuten Schub, sollten nach Einschätzung von Prof. Dr. med. Ralf Gold,  Vorsitzender des Ärztlichen Beirates im DMSG-Bundesverband und Prof. Dr. med. Judith Haas,  Vorsitzende des DMSG-Bundesverbandes derzeit ausgesetzt werden.

Hier eine Zusammenfassung für alle verlaufsmodifizierenden Multiple-Sklerose-Therapien und ihren Einfluss auf das Infektionsrisiko:

Corona-Virus und Multiple-Sklerose-Therapien [Stand: 07.09.2020]
WirkstoffInfektionsrisiko für Covid-19Maßnahmen
Interferon Beta (Avonex, Betaferon, Extavia, Plegridy, Rebif)kein erhöhtes Risiko-
Glatirameracetat (Clift, Copaxone)kein erhöhtes Risiko-
Dimethylfumarat (Tecfidera)Infektionsrisko nur bei erniedrigter Lymphozytenzahl höher-
Natalizumab (Tysabri)nach derzeitigem Stand kein erhöhtes Risiko-
Teriflunomid (Aubagio)kein erhöhtes Risiko anzunehmen bei Dosierungen  für MS-Therapie-
Sphingosin-1-Phosphat-Modulatoren Fingolimod (Gilenya), Siponimod (Mayzent) und  Ozanimod (Zeposia)erhöhtes Infektionsrisikobereits bestehende Therapie fortführen wegen Krankheitsaktivierung bei Absetzen; neue Aufnahme einer Therapie derzeit sorgfältig überlegen.
sog. depletierende Therapien mit Orelizumab (Ocrevus), Rituximab (Mabthera) und Mitoxantron ( Novantron, Ralenova)erhöhtes Infektionsrisiko besonders direkt nach der Infusionbei Ocrelizumab und Rituximab Intervallverlängerung diskutieren.
sog. depletierende Therapie mit Cladribin (Mavenclad)erhöhtes Infektionsrisiko besonders direkt nach der Gabe, v.a. ca. 4 Wochen nach der letzten Gabe eines Zyklus; gewünschte Verminderung der weißen Blutkörperchen hält individuell unterschiedlich lange an, so auch das erhöhte Infektionsrisko.Risiko individuell abschätzen. Besondere Maßnahmen, auch bezüglich Außenkontakten einhalten. Patienten, bei denen jetzt der 2. Behandlungszyklus ansteht, sollten diesen hinausschieben oder besondere Vorkehrungen treffen, um Infektionsrisiko zu mindern.
Alemtuzumab (Lemtrada)ähnlich wie Cladribin, s. dort. Gewünschte langanhaltende Änderung der weißen Blutkörperchen führt zu erhöhtem Infektionsrisiko.Wiederholte Therapie sorgfältig prüfen. Neue Therapie gemäß geänderter Zulassung nur bei hochaktiver MS und Fehlen anderer Therapien erwägen.

 

 

Gruppentreffen: aktuelle Regelungen einhalten

[aktualisiert, Stand: 28.10.2020]:

Die Infektionszahlen mit dem Corona-Virus Covid-19 entwickeln sich in besorgniserregender Geschwindigkeit, täglich werden neue Höchstzahlen gemeldet. Die höchste Warnstufe ist bereits erreicht und ausgerufen. Es gelten strenge Bestimmungen für Versammlungen und private Feste.

Im Sinne der Risikominimierung für AMSEL-Mitglieder und -Helfer*innen ist es derzeit wirklich nur unter strengster Einhaltung aller Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen theoretisch vorstellbar, persönliche Treffen oder Veranstaltungen durchzuführen. Vorstand und Geschäftsleitung der AMSEL können und dürfen das derzeit jedoch nicht verantworten.

In Abstimmung mit dem Ärztlichen Beirat der AMSEL dürfen unter dem Dach der AMSEL ab sofort, zunächst bis 15.1.2021 und bis zum deutlichen Absinken der Infektionszahlen keine persönlichen Treffen mehr stattfinden.

Viele Gruppen haben sich bereits entschieden, keine Weihnachtsfeiern durchzuführen. So bedauernswert diese Entscheidung für die Gruppenmitglieder einerseits ist, so begrüßenswert ist sie leider auch: Gerade bei geselligem Beisammensein wurden in den letzten Wochen die meisten Infektionen weitergegeben.

Vor diesem Hintergrund werden im Interesse der AMSEL-Mitglieder bis auf Weiteres auch keine Weihnachtsfeiern oder anderen geselligen Feste unter dem Dach und der Verantwortung der AMSEL organisiert. Dies gilt auch für Ausflüge und andere Aktivitäten mit direktem Kontakt, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.

Weiterhin möglich sind Aktivitäten im Freien, wie bspw. Hippotherapie, selbstverständlich unter strenger Einhaltung der „A-H-A-Regeln" sowie der regionalen Bestimmungen (eventuelle Maiximalzahl an Teilnehmern auch im Freien).

AMSEL informiert Sie, wenn dieses Veranstaltungsverbot wieder aufgehoben wird. Und Sie können sich bei Fragen selbstverständlich gerne an uns wenden.

Facebook, Videokonferenzen, Telefon

Bitte nutzen Sie unsere virtuellen Angebote (Forum, Facebookseite und Gruppen) sowie Telefon und E-Mail für Kontakte.

[Ende der Aktualisierung].

Aktuelle Informationen zu den Veranstaltungen wie Seminaren und Fachvorträgen finden Interessierte unter AMSEL-Veranstaltungen. Teilweise werden diese als Web-Seminare angeboten.

Seriöse Quellen sind in Krisenzeiten wichtiger denn je

Persönliche Krisen, die nur einzelne Menschen oder Gruppen betreffen, rufen immer auch Heilversprecher auf den Plan, die für alles eine meist allzu simple Lösung haben. Bitte verbreiten Sie solche Infos nicht weiter. Erstrecht gilt dies in Krisenzeiten wie derzeit mit Corona, in denen die gesamte Bevölkerung betroffen ist. Seriöse Quellen zur Info sind aber gerade jetzt wichtiger denn je. amsel.de veröffentlicht nur gründlich recherchierte Informationen.

Weitere aktuelle Infos zu Corona / Covid-19 und Multipler Sklerose

Quelle: DMSG Bundesverband, 09.03.2020; amsel.de 28.10.2020 [zuletzt aktualisiert].

Wann kann man sich mit Multipler Sklerose gegen Covid-19 impfen lassen?

Derzeit [Stand: 22.12.2020] gelten für Menschen mit Multipler Sklerose noch keine speziellen Prioritäten allein aufgrund ihrer MS. Das KKNMS setzt sich jedoch für eine solche frühere Einstufung ein, weil Infektion, nicht nur Covid-19 sondern etwa auch eine Erkältung oder Grippe, Schübe auslösen können. Mehr zum Thema Impfen gegen Corona bei MS.

Redaktion: AMSEL e.V., 28.10.2020