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Multiple Sklerose: Fatigue lässt sich messen

Chronische Ermüdbarkeit gehört zu den störendsten aber auch zu den bisher subjektivsten der MS-Symptome: Deutsche Forscher entwickelten nun ein System, um die motorische Ermüdbarkeit zu erfassen.

Fatigue ist mehr als nur müde. Viele Patienten mit Multipler Sklerose stufen es als das schlimmste ihrer Symptome ein. Auch Erkrankte mit starken Mobilitätseinschränkungen empfinden es oft als schlimmer, zu wenig Kraft für den Alltag zu haben denn beispielsweise im Rollstuhl zu sitzen.

 

 

Lurija Institut

Motorische Fatigue lässt sich objektiv messen.

Dazu kommt, dass sich Fatigue so schwer der Umwelt vermitteln lässt. "Du siehst aber ganz gesund aus", bekommen MS-Erkrankte nicht selten zu hören. Mit andern Worten heißt das: "Ich glaube dir nicht, dass du krank bist" oder "Du suchst nur eine Ausrede."

Dass viele MS-Patienten von Fatigue betroffen sind, steht außer Zweifel (wie übrigens auch mancher Schlaganfall- oder Krebspatient). Nun aber ist es einer Arbeitsgruppe um Prof. Christian Dettmers, Mitglied im Ärztlichen Beirat der AMSEL, und Prof. Manfred Vieten gelungen, Fatigue zu messen. Wenigstens den motorischen Teil der Fatigue. Daneben gibt es auch noch die kognitive Fatigue, die zum Beispiel das Arbeitsgedächtnis behindert und so Denkprozesse verlangsamt und die Konzentrationsfähigkeit einschränkt.

Um die motorische Fatigue objektiv zu erfassen, haben die Wissenschaftler 4 aufeinander aufbauende empirische Studien mit Patienten an Laufbändern durchgeführt und zwar mit unterschiedlichen Gruppen.

Gruppe 1 maß motorische Fatigue bei einer Gruppe von 14 MS-Patienten mit konventionellen Methoden (Gangbild und Ganvariabilität). Die kinematischen Daten des Bewegungsmusters wurden zu Beginn und am Ende - bei körperlicher Erschöpfung) erfasst. Gruppe 2 - 30 gesunde Probanden - bekam sogenannte Grenzzyklus-Attraktoren hinzu, ein neues Verfahren, das auch auf Individualebene quantitative Bewegungsmessungen zulässt. Außerdem war diese Gruppe nochmals in 3 Aufgabengruppen unterteilt, absolvierte also zusätzliche Aufgaben während des Gehens.

Gruppe 3 bestand aus 40 MS-Patienten und 20 Gesunden. Mittels 3D-Aufnahmen wurden die Unterschiede im Gangbild beim Einsetzen der Fatigue deutlich, und zwar auch beim individuellen Patienten. Damit soll es künftig möglich sein, den Betroffenheitsgrad durch motorische Fatigue schnell, objektiv und zuverlässig zu beurteilen. Gruppe 4 schließlich widmete sich Schlaganfallpatienten. Ziel war es, auch schlaganfallbedingte Fatigue zu messen und die motorische Fatigue in beiden Krankheitsgruppen zu vergleichen. Das Ergebnis: Patienten nach einem Schlaganfall erleben eine ähnliche Ausprägung von Fatigue wie MS-Betroffene.

Quelle: Pressemitteilung der Kliniken Schmieder, 11.09.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 15.09.2015