Spenden und Helfen

MS-Register und T-Lymphozyten

17.12.08 - Die Sobekpreisträger 2008 und ihre Forschungsarbeit: Prof. Dr. Christian Confavreux und Nachwuchspreisträger Dr. Thomas Korn.

"Sie haben sich in den vergangenen 30 Jahren um die internationale klinische MS-Forschung hervorragend verdient gemacht", lobte Minister Prof. Peter Frankenberg den Sobek-Preisträger 2008 am 6. Dezember im Neuen Schloss in Stuttgart. Und führte weiter aus über Prof. Dr. Christian Confavreux: "Sie waren der erste, der eine elektronische Datenbank zur MS etabliert und ein umfangreiches Dokumentationssystem entwickelt hat."

Das MS-Register: Daten sammeln und auswerten

Mit dem französischen Forscher wird also ein Neurologe für sein langfristiges Werk ausgezeichnet. Die elektronische Datenbank machte rasch Schule, startete als "europäische Leistung", wie Confavreux selbst betonte, und ist heute ein weltweites Projekt, das rund 250 Zentren in 30 Ländern einschließt. Nicht nur erleichterte es die Dokumentation der Multiplen Sklerose, sondern obendrein führte es zu einem neuen und umfassenden Verständnis des Krankheitsverlaufs bei MS. Auch die Entwicklung therapeutischer Strategien beeinflussten Prof. Confavreux' Erkenntnisse.

Zwei Schwerpunkte seines bisherigen Schaffens sind MS in der Schwangerschaft und MS im Kindesalter. Die Datenbankergebnisse wiesen nach, wie groß der Schutz vor Schüben während der Schwangerschaft ist und wie hoch das Schubrisiko nach der Geburt ausfällt. Eine im Kindesalter erworbene MS verläuft zwar in der Regel langsamer, doch zeigen die Werte, dass der Behindertengrad in einem bestimmten Lebensalter durchschnittlich größer ist als bei adulter MS, also MS, die erst im Erwachsenenalter startet.

Rückschlüsse für die Forschung

Auch zwischen den Krankheitsverläufen von "schneller" primär progredienter und "langsamer" schubförmiger MS ergibt sich ein "Ausgleich" unter anderem durch den Umstand, dass der schubförmige Verlauf durchschnittlich früher einsetzt als der primär progrediente (mit 29 bzw. 40 Jahren). Der durchschnittliche Behinderungsgrad in einem bestimmten Lebensalter fällt ähnlich aus. Die in vielen Zentren gesammelten Daten bestätigten außerdem, dass Impfungen, etwa gegen Hepatitis B, das Schubrisiko nicht erhöhen.

Zu den essentiellen Schlüssen, die Prof. Confavreux aus den statistischen Daten gezogen hat, gehört zum Beispiel, dass es offensichtlich nicht genügt, Schübe medikamentös zu reduzieren, sondern wichtig ist, auch den pathologischen (oberflächlich-klinisch nicht "spürbaren") Krankheitsfortschritt zu beeinflussen. Die "diffuse" Inflamation der Mikroglia (Stützzellen des Gehirns, die an Entzündungen beteiligt sind) werde bislang nicht behandelt. Seit vier Jahren allerdings sind Forscher auf der Suche nach möglichen Therapien auf diesem Gebiet.

T-Lymphozyten

Während Prof. Christian Confavreux bereits 30 Jahre lang die MS erforschen konnte, ist der deutlich jüngere Sobek-Nachwuchspreisträger Dr. Thomas Korn selbst erst 36 Jahre alt. Korn, derzeit als Heisenberg-Stipendiat an der Technischen Universität München in der Neurologischen Klinik bei Prof. Hemmer tätig, erforschte vor allem die Rolle der T-Zellen und der Immunregulation bei Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems mit Schwerpunkt Multiple Sklerose.

Besonders beschäftigte ihn die grundsätzliche Frage nach den Entwicklungsschritten, die zu krankheitsrelevanten T-Lymphozyten führen. In Zusammenarbeit mit Kollegen des Labors gelangen ihm wichtige neue Einblicke in die Rolle bestimmter Zytokine, die als entscheidende Botenstoffe für T-Lymphozyten fungieren. Er entdeckte, dass bestimmte Lymphozyten selbst ein Zytokin produzieren können, das ihren Erhalt sichert.

Quelle: AMSEL

Redaktion: AMSEL e.V., 17.12.2008