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Molekularer Selbstschutz-Mechanismus entschlüsselt

26.07.10 - Wie wird der Organismus vor einem Angriff durch das eigene Immunsystem geschützt?

Das Wissenschaftlerteam unter Leitung von Dr. Vigo Heissmeyer vom Institut für Molekulare Immunologie des Helmholtz Zentrums München hat einen molekularen Mechanismus entschlüsselt, der dazu beiträgt, den Organismus vor dem Angriff durch das eigene Immunsystem zu schützen und so Autoimmunkrankheiten wie Lupus erythematodes zu verhindern. Ob dieses Ergebnis auch auf die MS übertragbar ist, ist noch offen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature Immunology veröffentlicht.

Wie unterscheidet das Immunsystem fremde und eigene Strukturen?

Autoimmunität entsteht, wenn die Schutz- und Regulationsmechanismen gestört sind und Antikörper gegen den eigenen Körper gebildet werden. Bisher ist der Mechanismus, wie das Immunsystem eines gesunden Organismus zwischen eigenen und fremden Strukturen unterscheidet, nicht vollständig aufgeklärt. Bei dem von den Forschern am Helmholtz Zentrum München identifizierten Schutzmechanismus ist das Protein Roquin entscheidend beteiligt: Es kontrolliert die Menge desjenigen Rezeptors auf der Oberfläche von T-Zellen, die Voraussetzung dafür sind, dass die B-Zellen Antikörper bilden können. Kontrolliert Roquin die Menge dieses Rezeptors werden nur Antikörper gegen körperfremde Strukturen, aber keine Selbstantikörper produziert. Der Rezeptor (ICOS) und Roquin spielen damit eine kritische Rolle in der gesunden Immunantwort.

Dieser Mechanismus kann aber auch gestört sein. In seltenen Fällen, zum Beispiel durch eine einzige Mutation, die dazu führt, dass ICOS unbegrenzt gebildet wird und die B-Zellen in der Folge Selbstantikörper produzieren. Roquin ist ein besonders Protein, es erkennt nämlich selbst die ICOS-Boten-RNA, bindet daran und leitet ihren Abbau ein.

"Roquin hat uns überrascht. Bereits bekannte, für die Prävention von Autoimmunerkrankungen wichtige Proteine markieren ihre Zielproteine und geben sie so für den Abbau frei. Roquin erfüllt zwar eine ähnliche Funktion, arbeitet aber nicht auf Protein-, sondern auf Boten-RNA-Ebene", erklärt Dr. Elke Glasmacher, Mitarbeiterin in Heissmeyers Arbeitsgruppe und Erstautorin der Studie.

Dem Team um Vigo Heissmeyer gelang der Nachweis der zentralen Roquin-Funktion durch Versuche am Mausmodell.

Quelle: Helmholtz Zentrum München, 21.07.10

Redaktion: AMSEL e.V., 26.07.2010