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Mit Aknemittel gegen Multiple Sklerose?

20.12.07 (aktualisiert) - Minocycline könnte eine günstige Alternative zur Basistherapie im frühen Stadium bilden. Jüngsten Meldungen zufolge ist wenigstens bei ALS Vorsicht geboten.

Seit 30 Jahren bereits wird Minocycline gegen lästige Pickel eingesetzt. Nachdem die Therapie in Pillenform in ersten klinischen Tests MS-Läsionen auf dem MRT um 84 Prozent verringern konnte, planen Wissenschaftler im kanadischen Calgary nun eine zweijährige doppelblinde Placebostudie mit insgesamt 200 Patienten an 14 Zentren. Unterstützt werden sie dabei von der MS Scientific Research Foundation, die der kanadischen MS-Gesellschaft nahe steht. Das hat die AMSEL-Onlineredaktion bereits Ende Oktober 2007 berichtet.

Keine zwei Monate später gibt es einen kleinen Dämpfer: Einer jüngeren Meldung der englischen MS-Gesellschaft zufolge kann Minocycline den ALS-Verlauf (Amyotrophe Lateral-Sklerose) nämlich verschlimmern. Daher sei Vorsicht geboten bei weiteren Studien zur Wirkug des Pickelmittels bei degenerativen Erkrankungen wie der Huntington-Krankheit, Demenz aber auch Multiple Sklerose.

Mögliche Vorteile von Minocycline liegen auf der Hand: Es wäre relativ günstig, hat wenige Nebenwirkungen und kann im Pillenformat eingenommen werden. Ziel der Untersuchungen ist es, festzustellen, ob dieses gewöhnliche Arzneimittel weitere Krankheitsaktivität bei Menschen mit einem initialen MS-typischen Symtom eingrenzen kann. Es ist also nicht als Ersatz für die gängigen Basistherapien geplant, sondern eher als deren Vorreiter im Anfangsstadium.

Minocycline hemmt die Aktivitäten eines Enzymes und von Immunzellen, die eine Schlüsselrolle bei MS-Schüben spielen. Wegen seines antibakteriellen Effekts wird es in der Aknebekämpfung eingesetzt, doch Studien zeigten, dass seine antientzündlichen Eigenschaften die MS verlangsamen könnten. Die 2008 in Kanada startende Untersuchung vergleicht 100 mg orales Minocycline zwei Mal täglich eingenommen mit Placebo. Wikipedia listet Minocycline auch als Wirkstoff in Phase-II-Erprobung, und zwar in Kombination (oder Vergleich) mit Glatirameracetat und Interferon (Stand: Oktober 2007).

Quelle: MS-Gesellschaft in England, 16.11.07; MS-Gesellschaft in Kanada, 25.10.07;

Redaktion: AMSEL e.V., 20.12.2007