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Mindert das Stillen die Schubrate bei MS ?

Aktuelle Studienergebnisse sehen eine deutliche Reduktion der Schubrate, wenn Mütter für mindestens 2 Monate ausschließlich stillen.

Eine Schwangerschaft, vielmehr die Hormone, die der Körper in dieser Zeit produziert, schützt die meisten Frauen vor einem Schub. Direkt nach der Geburt steigt die Schubrate dafür an (ca. 30% der neuen Mütter erleiden in den ersten 3 Monaten nach der Schwangerschaft einen Schub). Da auch das Stillen die Hormone der Mütter beeinflusst, interessieren sich Wissenschaftler für den Einfluss des Stillens auf die nachgeburtliche Schubrate.

Aktuelle Studienergebnisse sehen eine deutliche Reduktion der Schubrate, wenn Mütter ihre Babys für mindestens 2 Monate ausschließlich stillen. Hier lag der Anteil der Frauen, die innerhalb der ersten 6 Monate nach der Geburt einen Schub erlitten bei knapp 25%. Gar nicht zu stillen oder aber Stillen mit regelmäßiger Beikost führte dagegen bei knapp 40% der Frauen zu einem Schub innerhalb von 6 Monaten.

An der Studie nahmen 201 Frauen mit schubförmiger Multipler Sklerose teil. Dr. Kerstin Helwig hat die Daten innerhalb des Deutschen Multiple Sklerose und Kinderwunsch Registers (DMSKW) gesammelt. 120 Frauen (59.7%) wollten für mindestens 2 Monate ausschließlich stillen, 81 (40.3%) wollten stillen und zufüttern, während sich 39 Schwangere ganz gegen das Stillen entschieden hatten.

Der Zusammenhang zwischen Stillen und reduzierter Schubrate erklärt sich für die Forscher mit dem Hormonhaushalt: Ausschließliches Stillen zögert den Beginn des weiblichen Zyklus und die erste Menstruation nach der Geburt hinaus. Sobald die Menstruation einsetzt, setzt auch die höhere Schubgefährdung wieder ein. Stillen kann somit den ersten Schub nach der Geburt aber hinauszögern.

Aus den Ergebnissen schließen die deutschen und US-amerikanischen Forscher, dass man Schwangeren mit Multipler Sklerose nahelegen sollte, ihre Kinder zu stillen. Allerdings können sehr aktive Verläufen auch die Aufnahme einer hochwirksamen Immunmodulation direkt nach der Geburt erfordern. Hier ist Stillen kontraindiziert.

"Frauen, die stillen wollen, sollten versuchen, als Schubprophylaxe von ihrer Kasse Immungobuline genehmigt zu bekommen," rät Prof. Dr. Judith Haas im AMSEL-Expertenchat: "Bei sehr hoher zu erwartender Schubaktivität aufgrund des Verlaufes vor der Schwangerschaft kann im Einzelfall auch in der Stillzeit unter Umständen auch eine Entscheidung für Interferonbeta oder Copaxoe gegeben werden. Beginnen sollte man aber erst am Tag nach der Geburt." Sie empfiehlt Frauen mit MS, mindestens 4-6 Monate lang zu stillen.

Quelle: JAMA Neurology, 31.08.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 01.09.2015