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Lösungsmittel und Rauchen könnten das MS-Risiko enorm erhöhen

Wer über eine genetische MS-Disposition verfügt und zudem raucht und Lösungsmitteln ausgesetzt ist, könnte in dieser Kombination 30-fach erhöhtes MS-Risiko haben. Das fanden schwedische Forscher heraus.

Dass manche Menschen eine genetische Disposition haben, an Multipler Sklerose zu erkranken, ist seit einiger Zeit bekannt. Multiple Sklerose ist dennoch keine Erbkrankheit im engeren Sinn. Die Disposition allein genügt nicht, um an MS zu erkranken. Kinder und Geschwister von MS-Erkrankten haben zwar ein erhöhtes MS-Risiko, jedoch ist das Risiko nicht so groß wie bei einer reinen Erbkrankheit.

Damit eine MS entsteht, sind neben den erblichen Faktoren so genannte Umweltfaktoren oder auch nach der Geburt bzw. nach der Zeugung erworbene Faktoren notwendig. Vitamin D gehört zu einem dieser Faktoren. Auch bestimmte Viren wie das Epstein-Barr-Virus könnten beteiligt sein. Dass Rauchen das MS-Risiko erhöht (und den Verlauf einer bestehenden MS zusätzlich verschlechtern kann), ist seit längerem bekannt, wenngleich nicht endgültig erforscht.

Forscher des Karolinska Instituts haben nun in einer Studie herausgefunden, dass neben dem Rauchen auch die Expositionen von Lösungsmitteln wie sie in Farben und Lacken vorkommen, das MS-Risiko erhöhen könnte. Und nicht nur das, in Kombination hätten die Faktoren Rauchen und Lösungsmittel viel größere Auswirkungen als Rauchen oder Lösungsmittel für sich allein genommen. Sie pushen sich sozusagen gegenseitig.

Rund 5.000 Studienteilnehmer

So gingen die Forscher vor: die Teilnehmer der Studie bestanden aus 2042 Menschen, die kürzlich die Diagnose Multiple Sklerose erhalten hatten und 2947 Menschen, die in Alter und Geschlecht der ersten Gruppe entsprachen. Anhand von Blutproben untersuchten die Wissenschaftler, ob die Teilnehmer Träger von zwei menschlichen Leukozyten-Antigen-Genvarianten sind. Die eine Variante erhöht das MS-Risiko, die andere senkt es. Außerdem befragten sie die Studienteilnehmer nach ihrem beruflichen Kontakt mit organischen Lösungsmitteln, Farben oder Lacken und ihrem Rauchverhalten.

Das Ergebnis: in der Gruppe ohne eines der beiden Gene, die nicht rauchte und keinen Kontakt mit Lösungsmitteln hatte, hatten 139 MS, 525 hatten keine MS. In der (kleineren) Gruppe von Nichtrauchern mit MS-Gen und Kontakt zu Lösungsmitteln hatten 34 Menschen MS und 19 keine. Die Gruppe, in der alle drei Faktoren zu trafen, zeigte den größten Anteil an MS-Erkrankten: 40 MS-Patienten und nur fünf Gesunde. Das entspricht einem 30 Mal so großen Risiko, an MS zu erkranken als ohne die drei Faktoren.

Die Teilnehmerzahl der Studie ist zwar groß, schwierig an der Studie ist jedoch, das räumen die Forscher ein, die Aussage der Teilnehmer nach ihrem Kontakt mit Lösemitteln. Hier könnte der subjektive Eindruck das Ergebnis verfälschen, wobei die Forscher konkret nach beruflichem Kontakt mit Lösemitteln gefragt hatten. Außerdem betrachtet die Studie nur einen Teil der genetischen Vorbelastungen. Das sehr deutliche Ergebnis, das vor allem die Kombination mehrerer Faktoren als Ursachen bzw. (Mit-) Auslöser einer MS hervorhebt, sei jedoch Anlass für eingehendere Studien zur Rauch- und Lösemittelexposition, so die schwedischen Forscher.

Quellen: Pressemitteilung der American Academy of Neurology, 04.07.2018; Pressemitteilung des  Karolinska Instituts

Redaktion: AMSEL e.V., 06.07.2018