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Lemtrada als Medikament gegen Multiple Sklerose zugelassen

Auch der Wirkstoff Alemtuzumab hat es geschafft: Die EMA gab grünes Licht.

Das gab der Hersteller Sanofi in Paris bekannt. Das Medikament soll nun bald auf den europäischen Markt kommen.

Details zur Indikation (Basistherapie oder Eskalation), zu Voraussetzungen und so weiter sind momentan noch nicht bekannt. AMSEL.DE berichtet aktuell, sobald die EMA Daten dazu veröffentlicht.

Lemtrada (Wirkstoff: Alemtuzumab), bisher bei Leukämie eingesetzt, erhielt nach seinem Zulassungsantrag gegen MS im Mai 2013 zunächst eine positive Einschätzung, tat also einen Schritt in Richtung Marktzulassung. Das Mittel wird einmal jährlich über mehrere Tage als Infusion gegeben. Das ist bequem, aber auch mit Nachteilen verbunden, wie Prof. Dr. med. Peter Flachenecker bereits im Interview 2008 erklärte.

Man könne die MS den Studienergebnissen 2006 zufolge zwar fast stoppen, so Prof. Flachenecker, doch die Frage sei, zu welchem Preis: Wichtig scheint in diesem Zusammenhang das Nebenwirkungsprofil zu sein. Der Antikörper senkt die Blutplättchen, es kann zu einer Blutungsneigung kommen, drei Patienten sind daran erkrankt, einer starb an den Folgen. Und: Knapp ein Viertel der Patienten erlitt eine autoimmune Schilddrüsenerkrankung, die Therapie kann also möglicherweise andere autoimmune Phänomene induzieren. Außerdem liegen keine Langzeitdaten für MS-Patienten vor.

Von Vorteil sei wiederum, dass die Infusion nur einmal jährlich erfolgt (im ersten Jahr an fünf aufeinander folgenden Tagen, im zweiten an drei Tagen). Wie oft man diese Prozedur womöglich wiederholen müsste und ob dies auf Dauer zu riskieren wäre, stehe allerdings nicht fest.

Bei Multipler Sklerose kann es schubreduzierend wirken und den Behinderungsfortschritt eindämmen. Der monoklonale Antikörper kann einige Nebenwirkungen mit sich bringen von Infusionsreaktionen, Atemwegsinfektionen sowie Harnwegsinfektionen über Probleme mit der Schilddrüse bis hin zur Verminderung von weißen Blutkörperchen (Leukopenie, Lymphopenie).

Bei einer tödlichen Erkrankung wie Krebs geraten auch schwerste Nebenwirkungen in den Hintergrund. Bei Multipler Sklerose, mit der man vielleicht eingeschränkt, jedoch auch oft sehr gut weiterleben kann, ist dies vermutlich eine Frage der individuellen Abwägung.

Quelle: Reuters, 17.09.2013

Redaktion: AMSEL e.V., 17.09.2013