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Krankmachende Antikörper und neuartige Wege des Immun-Prozesses

Am 6. Dezember 2013 wurde der Sobek-Forschungspreis an Prof. Dr. med. Bernhard Hemmer für wegweisende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose verliehen. Dr. Francesca Odoardi erhielt den Nachwuchspreis.

Hemmer erhielt den mit 100.000 Euro europaweit höchst dotierten Preis für die Suche nach den Zielstrukturen der Immunantwort bei MS und MS-spezifischen Antikörpern. In jüngster Zeit gelang dem Leiter der Klinik für Neurologie am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München die Entdeckung des Kaliumkanals KIR4.1, eines neuen Zielantigens von Autoantikörpern bei MS. "Bei über einem Drittel der untersuchten MS-Patienten konnten wir einen Autoantikörper gegen KIR4.1 im Blut nachweisen", erklärt Hemmer. "Diese Beobachtung könnte darauf hinweisen, dass KIR4.1 ein wichtiges Ziel der Immunantwort bei MS ist. Und die Kenntnis über die Zielstrukturen der Immunantwort ist Voraussetzung zur Entwicklung neuer spezifischer Therapieansätze".

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Sobek-Forschungspreis 2013: Im Fokus der 14. Preisverleihung standen die Bedeutung krankmachender Antikörper und neuartige Wege des Immun-Prozesses.

Prof. Hemmer sei einer der profiliertesten klinischen Neuroimmunologen, der sich wissenschaftlich intensiv mit entzündlichen Erkrankungen des Nervensystems, insbesondere aber mit den Krankheitsbildern Multiple Sklerose (MS), Neuro-Borreliose und Neuro-HIV beschäftigt, würdigte Dr. Simone Schwanitz in ihrer Laudatio. Das mit der Auszeichnung verbundene Preisgeld soll gleichermaßen "Lohn für Ihre vorzügliche wissenschaftliche Arbeit, aber auch Ansporn für die weitere Suche nach Heilmethoden für die Multiple Sklerose sein", schloss die Ministerialdirektorin.

T -Zellen erhalten in der Lunge die Lizenz zur ZNS‐Invasion

Auch die 1971 in Rom geborene Dr. Francesca Odoardi, die den Nachwuchspreis der Stiftung erhielt, hat mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit dazu beigetragen, dass die MS-Forschung in den vergangenen Jahren große Schritte vorangekommen ist. Prof. Dr. med. Klaus V. Toyka hob in seiner Laudatio hervor, dass es der Forscherin gelungen sei, "sehr originelle Erkenntnisse über neuartige Wege der Immun-Prozesse im Mausmodell" zu entdecken. Dank ihrer Forschungen konnten faszinierende Einblicke in die kleinsten Bewegungen krankmachender Lymphozyten gegeben und gezeigt werden, dass die Lunge als eine wesentliche Schaltstelle bei der Aktivierung und Programmierung der pathogenen T-Zellen fungiert. "Die Entdeckung der neuartigen Wege der T-Zellen über die Luftwege als Straße ins Gehirn mit Beteiligung der Lungen zeigt", so der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirates der Sobek-Stiftung, "dass wir der Klärung ungelöster Fragen bei MS wieder einen Schritt näher gekommen und neuen therapeutischen Therapie-Strategien auf der Spur sind."

Der Däne Lars Fugger, der 2009 für seine Forschungen am "humanisierten" transgenen Mausmodell den Sobek-Forschungspreis erhielt, war ebenfalls Gast bei der diesjährigen Preisverleihung. Seit 25 Jahren untersucht er Gene, die das Risiko einer MS-Erkrankung beeinflussen können.

"Wenn wir die Größe der genetischen Veranlagung kennen, haben wir eine gute Ausgangslage um die Krankheit zu verstehen. Und daraus Medikamente zu entwickeln.", fasst der Professor für klinische Immunologie an der Universität von Oxford seinen Ansatz zusammen. Den Sobek-Preis 2009 erhielt er für Arbeiten mit Mäusen. In letzter Zeit konzentriert er sich aber vorwiegend mit Studien an MS-Patienten und der Frage, wie genetische Mechanismen erklären können, welche MS-Patienten bei immunmodulatorischen Therapien profitieren können.

Zum 14. Mal fand in diesem Jahr die Preisverleihung in Zusammenarbeit mit der AMSEL und dem DMSG-Bundesverband im Stuttgarter Schloss statt. Seit 2000 wurden insgesamt 1,53 Millionen Euro für wegweisende Forschungen und neue Ansatzpunkte für Therapien der Multiplen Sklerose an Sobek-Forschungspreisträger und Sobek-Nachwuchspreisträger vergeben.

Redaktion: AMSEL e.V., 10.12.2013