Weihrauch-Extrakt zeigte in einer frühen Phase-II-Studie bei schubförmiger MS überraschend deutliche Ergebnisse (AMSEL.DE berichtete bereits 2014). In der 8-monatigen Studie mit nur 28 Patienten mit schubförmiger Multipler Sklerose verringerte der Extrakt Läsionszahl und -größe im MRT deutlich. Ebenso deutlich die Ergebnisse bei der Verringerung der Hirnatrophie.
Tests ergaben außerdem, dass Weihrauch-Extrakt (engl. standardised frankincense extract, SFE) die Marker für regulatorische CD4+ T-Zellen deutlich erhöhte und Interleukin-17A-produzierende CD8+ T-Zellen deutlich reduzierte, was die Forscher um Dr. Klarissa Stürner vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein als Zeichen für einen Wirkstoffmechanismus werteten. An Nebenwirkungen ergaben sich hauptsächlich milde bis moderate Fälle, vor allem im Magen-Darm-Bereich sowie kleinere Infektionen.
Der Extrakt wurde oral eingenommen. Einschlusskriterien waren mind. 1 Läsion in 2 Jahren. Neben Patienten mit sicher diagnostizierter schubförmiger MS konnten auch Patienten mit lediglich klinisch isoliertem Symptom vor gesicherter Diagnose teilnehmen, der EDSS-Wert musste zwischen 0 und 5,5 liegen und aktuell durfte keine krankheitsmodifizierende Therapie angewandt werden (je nach vorheriger Therapie galt ggf. ein zeitlicher Abstand zur letzten Einnahme).
[25.05.2020, Nachtrag d. Red.]: Immer wieder kommt zum Beispiel in den AMSEL-Expertenchats zu Multipler Sklerose die Frage nach Art und Dosierung des Weihrauchextraktes auf. Kürzlich erhielt die AMSEL-Onlineredation Antwort von Dr. Klarissa Stürner, Leiterin der oben erwähnten Studie und Sobek-Nachwuchspreisträgerin. Als Wirkstoff dieser Studie diente ein Vollextrakt, der speziell für die Studie nach Good Manufacturing Standard hergestellt wurde. Es gibt diesen Extrakt also nicht frei zu kaufen und weiterhin gilt die Empfehlung an MS-Betroffene, nicht auf eigene Faust Weihraucheinzunehmen. Die Dosis lag bei 4800mg täglich, und damit recht hoch (12 Kapsel zu je 400mg).
Nicht auf eigene Faust mit Weihrauch behandeln
Die Studienautoren werteten die Ergebnisse ihrer Studie als Anlass für weitere eingehendere Forschungen mit Weihrauchextrakt und sehen den Anwendungsbereich für "gering betroffene und erst kurz erkrankte Multiple-Sklerose-Patienten". Sie warnen jedoch ausdrücklich davor, schon jetzt auf eigene Initiative mit frei verkäuflichem Weihrauch zu behandeln.
Die Studie wurde unter der Leitung von Dr. Klarissa Stürner (leitende Studienärztin) und Prof. Dr. Christoph Heesen (Leiter der klinischen Prüfung) am Institut für Neuroimmunologie und Multiple Sklerose am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf und dem NeuroCure Clinical Research Center der Charité Berlin durchgeführt und war durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Konsortiums New Drugs Against Neurological Diseases (NEU²) gefördert.
Quelle: Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry (DOI: 10.1136/jnnp-2017-317101), 16.12.2017; Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, 27.12.2017.
Redaktion: AMSEL e.V., 11.01.2018