Spenden und Helfen

Kein Einfluss auf die Fruchtbarkeit

Im aktuellen Docblogbeitrag beschäftigt sich Prof. Mathias Mäurer mit einem "beliebten" Vorurteil gegen die COVID19-Impfung.

Oft trifft die Diagnose Multiple Sklerose junge Frauen zwischen 20 und 40 Jahren, einem Alter also, in dem Kinderwunsch besteht. Die Multiple Sklerose steht diesem Wunsch nicht entgegen. Immer häufiger sieht sich Professor Mathias Mäurer in seinem Klinikalltag dagegen mit Gerüchten zur Corona-Impfung und möglicher Infertilität konfrontiert.

Manchmal scheint es, als würden Impfgegner einfach alle Register ziehen, sie mit Halbwissen untermauern und dann publik machen. Jeder kann frei entscheiden, ob er sich impfen lässt oder nicht. Wir alle sollten aufmerksam und kritisch sein und danach handeln. Kritisch durchs Leben zu gehen heißt jedoch keineswegs, die Kritik anderer grundsätzlich als wahr einzustufen. Ganz im Gegenteil ist es in Zeiten von Social Media und Youtube, von Blogs und Influencern, in denen jeder ohne großen Aufwand alles veröffentlichen kann, besonders wichtig, die Quellen zu prüfen, bevor man Inhalte glaubt und teilt.

Aktuell geht es auf MS Docblog wie gesagt um die weit verbreitete Behauptung, COVID19-Impfungen würden unfruchtbar machen. Nicht nur diese Behauptung, auch die Argumentationsstrategie dahinter ist schlicht und ergreifend falsch, wie Prof. Mäurer erklärt. Eine Kreuzreaktion mit dem Impfstoff, welche die Plazenta stört, müsste, wenn dem so wäre, auch auf COVID19-Genesene zutreffen. Das ist jedoch weltweit bisher nicht der Fall.

Falsche Rückschlüsse auf Patienteninformationen

Die Tatsache, dass In den Fachinformationen zum Impfstoff unter der Rubrik Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit steht, dass es dazu nicht ausreichend Daten gibt, wird seitens der Impfgegner als klares Zeichen dafür gewertet, es gäbe hier wahrscheinlich ein Problem. Sonst würde man dort ja schreiben, dass es unbedenklich sei, so die "logische" Argumentation der Gegner.

Mit Logik hat dieser Rückschluss jedoch nichts zu tun und ihn zu verbreiten verunsichert andere unnötigerweise. Es verhält sich mit den neuen Impfstoffen wie mit jeder neuen Substanz: An Kindern und Schwangeren wird nicht getestet. Sie gelten als vulnerable, also besonders empfindliche Gruppen und kommen deshalb in aller Regel für Studienzwecke nicht infrage. Das ist der einzige Grund, warum auf mangelnde Daten hingewiesen wird.

Mehr Daten in 9 Monaten?

Weltweit wird mittlerweile gegen SARS-Cov-2 geimpft und die Datenlage wird immer umfangreicher. Es ist also eine Frage der Zeit, bis auch im Beipackzettel der Impfstoffe auf diese Daten verwiesen werden kann. Mit konkreten Daten zu geglückter Schwangerschaft und Geburt nach einer COVID-Impfung ist naturgemäß mit 9 Monaten Zeitversatz zu rechnen.

Frauen mit Kinderwunsch, die jetzt verunsichert sind, ob sie sich impfen lassen sollen, seien nochmals auf Folgendes verwiesen: Wenn eine Impfung gegen Corona eine Infertilität auslösen könnte (durch Ähnlichkeit mit dem Spike-Protein), dann würde dies ebenso für eine echte Erkrankung mit SARS-Cov-2 gelten. Es läuft also ganz unabhängig vom Kinderwunsch auf die Frage hinaus, ob wir uns impfen lassen oder den "Wildtyp" mit seinen Auswirkungen riskieren möchten. Beim Impfen haben wir Entscheidungsfreiheit. Beim Anstecken hingegen nicht; hier können wir nur nach Kräften versuchen, das Risiko gering zu halten.

Quelle: MS-Docblog.de, 19.02.2021.

Redaktion: AMSEL e.V., 24.02.2021