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Jetzt die MS therapieren, nicht warten

Das rät das Kompetenznetz Multiple Sklerose in einer Stellungnahme. Anlass: Die Markteinführung von Tecfidera und Aubagio verschiebt sich bis mindestens Juli 2013.

Keine Therapieabbrüche wegen Fumarat oder Teriflunomid . das rät das raten KKNMS und DMSG – auch wnen sich die von vielen Multiple Sklerose Patienten herbeigesehnte Markteinführung von Fumarat (Tecfidera®) und Teriflunomid (Aubagio®) verschiebt - bis mindestens ins zweite Halbjahr 2013. Der genaue Termin ist nicht bekannt.

Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) und die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) warnen vor diesem Hintergrund Patienten nochmals nachdrücklich davor, ihre bisherigen Therapien mit Interferon oder Glatirameracetat eigenmächtig zu beenden, um möglichst schnell auf Fumarat oder Teriflunomid zu wechseln, wenn sie in den deutschen Apotheken erhältlich sind.

Auch frisch Diagnostizierte sollte nicht auf die neuen Oralen warten, sondern gleich mit einer Therapie beginnen

"Wir können es nicht oft genug sagen: Spritzenmüdigkeit allein ist kein Grund, eine gut eingestellte, wirksame Therapie zu beenden", erklärt Prof. Dr. Reinhard Hohlfeld, Vorsitzender des Ärztlichen Beirats der DMSG. Die Risiken eines unkontrollierten Behandlungsabbruchs und die damit einhergehende Gefahr, durch einen neuen Schub bleibende Schäden davonzutragen, sprechen gegen die eigenmächtige Umstellung auf ein oral einzunehmendes Präparat. "Das gilt übrigens auch für frisch diagnostizierte MS-Patienten, die möglicherweise den Beginn einer Basistherapie bis zur Marktzulassung von Fumarat oder Teriflunomid hinauszögern wollen", erklärt Hohlfeld.

"Davon abgesehen, muss bei einem Therapiewechsel von Basistherapeutika wie Interferon-beta oder Glatirameracetat auf die neuen Tabletten keine Wartezeit eingehalten werden", weiß Prof. Dr. Ralf Gold, der eine der Zulassungsstudien für Fumarat geleitet hat und Vorstandsmitglied im KKNMS sowie im Ärztlichen Beirat der DMSG ist. Insofern sollten Patienten keine unnötigen Risiken eingehen, indem sie ohne Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt eine Therapie beenden oder gar nicht erst damit anfangen.
Derzeit klären die Herstellerfirmen BiogenIdec (Fumarat) und Genzyme-Sanofi (Teriflunomid) mit der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) noch Detailfragen zum Unterlagen- bzw. Patentschutz. "Das ist die Ursache für die Verzögerung. Die Marktzulassung selbst ist dadurch wahrscheinlich aber nicht gefährdet", glaubt Gold.

Fumarat und Teriflunomid wirken auf die Immunregulation. Aufgrund ihres guten Nutzen-Risiko-Profils sollen die Medikamente in der MS-Basistherapie zum Einsatz kommen.

Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) ist eines von bundesweit 21 Kompetenznetzen in der Medizin, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden. Sie alle verfolgen das Ziel, Forscher zu spezifischen Krankheitsbildern bundesweit und interdisziplinär zusammenzubringen, um einen schnellen Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu ermöglichen. Der Fokus der aktuellen KKNMS-Projekte liegt auf der langfristigen Verbesserung der MS-Diagnose, -Therapie und -Versorgung. Die Geschäftsstelle ist am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München angesiedelt.

Quelle: Stellungnahme von DMSG ud KKNMS, 12.06.2013

Redaktion: AMSEL e.V., 13.06.2013