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Jeder vierte Patient mit MS ohne Immuntherapie

15.11.05 - Das zeigen aktuelle Daten aus dem Multiple-Sklerose-Register.

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Dr. Michael Lang, Neurologe
in einer Gemeinschafts-
praxis in Ulm, war bereits
als Experte im AMSEL-Chat
zu Gast.
 

Unabhängig vom Krankheitsstadium bekommen 27 Prozent der Multiple Sklerose-Patienten in Deutschland keine Immuntherapie. Hierauf machte Dr. Michael Lang aus Ulm bei einem Workshop in Bad Orb aufmerksam. Die Daten stammen aus dem Multiple-Sklerose-Register mit mehr als dreitausend Datensätzen.

Diese hohe Zahl der Patienten ohne immuntherapeutische Behandlung sei bei den heutigen Möglichkeiten nicht mehr vertretbar, so Lang nach einer Meldung der Ärztezeitung. Der Neurologe plädiere für die maximal frühe und konsequente MS-Therapie. Sei die Erkrankung erst einmal vom entzündlichen Befall der Myelinscheiden in die Axon-Degeneration übergegangen, greife die Immuntherapie nachweisbar schlechter als bei frühem Behandlungsbeginn.

Lang fordert daher, die Patienten sofort nach Sicherung der Diagnose eingehend aufzuklären, um ihre Therapie-Entschlossenheit zu stärken. Danach müssten die behandelnden Kollegen jede Anstrengung unternehmen, die Patienten in der Therapie zu halten. Es müsse den Patienten klargemacht werden, dass die Entzündungsaktivität immer wieder an irgendeiner Stelle des Zentralnervensystems aufflackern könne.

Der Weg vom Erstsymptom bis zur Diagnosestellung dauere im Durchschnitt immer noch drei bis vier Jahre, sagte Lang bei dem Workshop. Das Problem seien die unspezifischen Erst-Symptome. Deshalb blieben die ersten Schübe der Erkrankung oft ohne klare diagnostische Einordnung und ohne die erforderlichen therapeutischen Konsequenzen.
Eine Einzeluntersuchung, mit der sich eine Multiple Sklerose in der Frühphase sicher feststellen ließe, fehle bis heute.

Eine mit Doppelbildern einhergehende Augenmuskellähmung komme zwar praktisch nur bei Patienten mit MS vor, sei meist aber kein Frühsymptom. Symptome wie Sehstörungen, Schwindel, Schluckbeschwerden, Kraftlosigkeit, Gefühlsstörungen oder auch Blasenstörungen können als Initialsymptom einer MS auftreten, betonte Lang. Statistiken nennen zwar am häufigsten Lähmungen als Erstsymptom, jedoch gingen ihnen oft andere MS-Symptome voraus, ohne als Zeichen der MS eingeordnet zu werden, vermutet der Neurologe.

Quelle: Ärztezeitung

Redaktion: AMSEL e.V., 15.11.2005