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Irrtum: Multiple Sklerose heiße automatisch Rollstuhl

AMSEL räumt auf mit den Irrtümern und Vorurteilen rund um die MS. Heute das Thema: Rollstuhl.

Ja, es ist wahr: Multiple Sklerose kann die Extremitäten betreffen, kann Arme und Beine taub, kraftlos, spastisch machen. Mitunter sind die Behinderungen in den Beinen wie auch im Rumpf so stark, dass MS-Patienten nicht mehr gut gehen oder sich aufrecht halten können - und auf Hilfsmittel zurückgreifen wie Stock, Rollator oder eben den Rollstuhl.

Leben ohne Rollstuhl - trotz MS

Doch das betrifft bei Weitem nicht alle Patienten. Viele brauchen ihr Leben lang keinen Rollstuhl. Das kommt natürlich darauf an, wie stark die MS ausgeprägt ist, wie lange sie schon aktiv ist und - nicht zuletzt - welche Symptome sie hervorbringt. Nicht umsonst heißt Multiple Sklerose auch die "Krankheit mit den 1.000 Gesichtern".

Die 1.000 Gesichter stehen für die fast unzählbare Menge an Ausfällen und Symptomen, seien dies nun Fatigue, Blasen- und Wortfindungsstörungen, Trigeminusschmerzen, kognitive Einschränkungen, Missempfindungen oder eben Taubheit. MS fällt bei jedem anders aus. Darum kann man auch nicht (voraus-) sagen, ob man eines Tages einen Rollstuhl benötigen wird oder nicht. Gewissheit gibt es keine, denn der Verlauf der Multiplen Sklerose bei jedem einzelnen lässt sich nicht vorhersagen. Statistisch gesehen - aber was bringt das dem Einzelnen schon ? - benötigen 70 % der Patienten im Alter von 50 Jahren und 50 % der Patienten im Alter von 60 Jahren keine Gehhilfe für eine Strecke von 100 Metern (laut MS-Register, für Mitglieder kostenfrei zu bestellen).

Irrationale Angst

Eines ist gewiss: Diejenigen, die einen Rollstuhl nutzen, sind in aller Regel sehr froh darum. Denn der Rolli gibt Mobilität, gibt Lebensqualität zurück. Er ermöglicht ihnen lange Shoppingtouren, Spaziergänge mit der Familie zum Beispiel oder auch den Weg zur Arbeit.

Ralf zum Beispiel, rät im AMSEL-Video "Hauptsache, mobil" allen Betroffenen dazu, den Rollstuhlantrag nicht hinauszuschieben, wenn man schlecht geht. Und Ingrid erinnert sich: "Irgendwie war wohl in mir diese irrationale Angst, wenn ich einmal im Rollstuhl bin, komme ich da nie wieder raus. Ohne zu sehen, welche Möglichkeiten ich durch ihn erst habe. Denn seit ich meinen Rollstuhl habe, geht es mir viel besser. Ich kann wieder am Leben teilnehmen. Andere haben ein Auto, ich habe einen Rollstuhl. Er ist ein Teil von mir geworden."

"Einmal Rollstuhl, immer Rollstuhl" - das ist noch so ein Irrtum, über den AMSEL e.V. gerne aufklären möchte. Doch dazu mehr in einem andern Text der "Irrtum"-Reihe.

Redaktion: AMSEL e.V., 22.04.2014