Was mit Muskelschwund bezeichnet wird, heißt genauer Muskelatrophie. Schaun wir doch mal über den Tellerrand der Multiplen Sklerose hinaus:
Es gibt die spinale und die neuronale Muskelatrophie, und die haben beide ganz andere Ursachen und Verläufe als MS. Die neuronale Muskelatrophie betrifft die periphären Nerven. Wenn die zugrunde gehen, verkleinert sich auch der Muskel, da er nichts mehr arbeitet. Der Muskel schwindet, also "Muskelschwund". Die Erkrankung muss ohne Abkürzung auskommen. MS steht schon für "Multiple Sklerose".
Und doch gibt es ein paar Ähnlichkeiten: Die neuronale Muskelatrophie wird oft wie MS erst im jungen Erwachsenenalter entdeckt. Ein paar Symptome gibt es hier wie dort, z.B. die Fußheberschwäche. Damit beginnt die Muskelatrophie oft. Der Schienbeinmuskel schwindet hier, später kann auch die Muskulatur der Oberschenkel betroffen sein, genauso Hände und Arme. Missempfindungen, Schmerzen und Krämpfe sind möglich.
Im Unterschied zur Multiplen Sklerose (merke: MS !) verläuft Muskelschwund rein äußerlich ziemlich symmetrisch. Bei MS hingegen ist meist eine Seite mehr betroffen. Und: Es fehlen die Löcher (Läsionen) bei MRT-Aufnahmen des Gehirns. Ganz zu schweigen von den vielen, vielen MS-typischen Symptomen, die Patienten mit Muskelschwund zum Glück nicht kennen, die aber ja auch nicht jeden MS-ler treffen müssen als da wären
- die fiese Trigenimusneuralgie (von erfahrenen Neurologen als der schlimmste erlebbare Schmerz überhaupt bezeichnet)
- Kognitionsprobleme
- Fatigue (nein, das heißt nicht "einfach nur müde" ! Noch so ein Irrtum)
um nur 3 zu nennen.
Neben der neuronalen Atrophie gibt es noch die spinale. Zumindest was den Ort des Geschehens angeht, nähern wir uns hier schon der MS. Der Kopf ist jedoch selten davon betroffen, mehr das Rückgrat, daher sind die Symptome auch anders. Ganz abgesehen von den Ursachen, die bei der spinalen wie bei der neuronalen Muskelatrophie meist erblich bedingt sind.
Es gibt eine Menge Unterarten – das führt hier alles zu weit. Wichtigste Unterscheidung ist nach relativ gut verlaufenden spinalen Muskelatrophien, die erst spät beginnen und so im Lauf des weiteren Lebens weniger Schäden anrichten können. Im Unterschied zu den früh einsetzenden Muskelatrophien. Hiervon können schon Kinder im Mutterleib betroffen sein, die nie sitzen lernen und oft noch im Kleinkindalter sterben. Oder die Atrophie setzt im Kleinkindalter ein, was bedeuten kann, dass das Kind zwar zu sitzen gelernt hat, diese Fähigkeit im Verlauf der Krankheit aber wieder verliert.
So, das war der Blick über den Tellerrand der Multiplen Sklerose hinaus. Und merke: MS ist und bleibt die Abkürzung für Multiple Sklerose.
Quelle: Wikipedia
Redaktion: AMSEL e.V., 04.01.2014