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Interferonwirkung von IL-17 abhängig?

30.03.10 - Wissenschaftlerteams wagen anhand weniger Blutproben eine Prognose zur Wirksamkeit von Beta-Interferonen. Ob dies der richtige Schritt in Richtung "individualisierte Therapie" ist, muss sich erst noch zeigen.

Forscher der Universitäten Stanford und Alabama in Birmingham wollen einen Bluttest gefunden haben, der voraussagt, welcher Patient von Beta-Interferon profitiert und wem diese Form der Basistherapie vielleicht eher schadet. Das Zünglein an der Waage sollen bestimmte T-Zellen sein. Bei nur 26 humanen Blutproben (so berichtet Medical News Today) ist das "Ergebnis" dieser Studie jedoch mit Vorsicht zu genießen. Größere Patientengruppen wollen erst noch getestet sein.

Anhand von Mäusen unterschieden die Forschergruppen zwei Arten von EAE (Tier-MS): eine, bei der Gamma-Interferon vorherrscht und eine, bei der IL-17 dominiert. Die "Gamma-Interferon-Mäuse" reagierten auf Interferon-Beta, die IL-17-Mäuse hingegen weniger.

Dieses Modell ließ sich auf den (kleinen) Amsterdammer Blutprobensatz von MS-Patienten übertragen. Auch hier hatte sich nachträglich bestätigt, dass Patienten, deren Blut hohe IL-17-Werte aufwies, keinen Vorteil durch die Gabe von Interferon-Beta hatten. Patienten mit niedrigen IL-17-Werten profitierten hingegen von der Basistherapie.

Die Aussagekraft einer Kleinststudie wie dieser ist denkbar gering und sollte nicht zu übereilten Therapieentscheidungen führen. Zu diesem Zeitpunkt und bei den wenigen untersuchten Proben kann noch nicht im Ansatz eine endgültige Entscheidung erfolgen. Außerdem macht die Studie keine Aussage zu anderen Wirkstoffen der MS-Basistherapie (z.B. Glatiramerazetat oder auch Medikamente der 2. Wahl).

Dies ist wohl vor allem vor dem Hintergrund der schwierigen Therapietreue derzeitiger MS-Basistherapien zu betonen, deren Wirksamkeit sich erst nach längerer Behandlung zeigt, für die der einzelne Patient / die einzelne Patientin jedoch eine Reihe an Hürden zu überwinden hat wie sich häufig spritzen zu müssen oder eventuelle Nebenwirkungen zu ertragen.

Sollte sich jedoch künftig einmal zeigen, dass man mit diesem Bluttest - endlich - einen Parameter für den Einsatz von Beta-Interferonen, für eine individualisiertere Therapie gefunden haben sollte, dann wird dies sicherlich Auswirkungen auf die Verschreibungspraxis haben, Patienten schonen, denen diese Behandlung nichts bringt und unter Umständen Gesundheitskosten senken.

Quelle: Nature Medicine, 28.03.10; Medical News Today, 29.03.10

Redaktion: AMSEL e.V., 30.03.2010