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Interferone zusammen mit Antibiotika wirksamer bei Multipler Sklerose?

12.12.07 - Die Ergebnisse einer vier Monate kurzen Untersuchung mit nur 15 Patienten können nicht als Beweis gelten, jedoch eine größere randomisierte Studie rechtfertigen.

Bestimmte Antibiotika verbessern möglicherweise die Wirkung von Interferonen. Die Kombination von Beta-Interferon mit dem Antibiotikum Doxycyclin könnte sich einer Veröffentlichung in den Archives of Neurology zufolge günstig auf den schubförmigen Verlauf von MS-Patienten auswirken.

Neue Schübe kann auch die Basistherapie bei einigen Patienten nicht verhindern. Da mit jedem Schub neue Läsionen im Gehirn und meist neue neurologischen Ausfälle einhergehen, ist es von großer Bedeutung, Schübe zu verhindern. Selbst die hoch dosierte Steroidbehandlung während des Schubs kann ist nur beschränkt effektiv.

Den für die Autoimmunreaktion verantwortlichen Leukozyten ihren Weg ins Hirnparenchym zu versperren, ist eine mögliche Lösung. Aus dieser Idee entstand der aufwendige Wirkstoff Natalizumab, ein monoklonaler Antikörper, unter dem Namen Tysabri® auf dem Markt, der das Anhaften der Leukozyten an den Gefäßwänden unterbindet, an der sog. "Blut-Hirn-Schranke" wirkt.

Den Durchtritt der Leukozyten in die Blutgefäße zu verhindern, ist ein weiterer möglicher Ansatz. Dazu kann man spezielle Enzyme, die Matrix-Metalloproteinasen (MMP), unterdrücken. Zu den Wirkstoffen, die das ermöglichen, gehören neben teuren Medikamenten einige Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazykline. Die kostengünstigen Therapeutika sind seit vielen Jahren zugelassen und ihr Sicherheitsprofil ist bekannt. In-vitro-Experimente haben deshalb die Aufmerksamkeit von Neurologen geweckt, die Patienten mit Multipler Sklerose behandeln.

Darunter ist Alireza Minagar von der Louisiana State University in Shreveport. In den letzten Monaten wurden dort 15 Patienten im Durchschnittsalter von 44,5 Jahren, die seit durchschnittlich vier Jahren eine schubförmig-remittierende Multipler Sklerose haben, zusätzlich mit Doxycyclin behandelt. Alle Patienten waren vorher über mindestens sechs Monate mit Interferon beta1a behandelt worden, hatten jedoch weiter neue Schübe.

Eine dauerhafte orale Therapie mit Doxycyclin zusätzlich zur Basistherapie verhinderte in den ersten vier Monaten bei 14 von 15 Patienten einen neuen Schub, was für sich genommen und angesichts der kurzen Zeitspanne bei MS keine wirkliche Aussagekraft hat. Bemerkenswert finden die Forscher dagegen den Rückgang bestehender Läsionen in der Kernspintomografie (MRT). Bei vielen Patienten seien die Läsionen von vorher median 8,8 Läsionen pro MRT-Bild auf 4,0 zurückgegangen, was die Ergebnisse des positiven In-vitro-Tests widerspiegelte.

Eine offene Studie an einer kleinen Kohorte, noch dazu über einen kurzen Zeitraum kann nichts beweisen. Darum fordert der Neurologe Alireza Minagar eine randomisierte kontrollierte Studie an einer größeren Gruppe von Patienten. Auch gilt es, mögliche Langzeitwirkungen einer langfristigen Therapie mit Doxycyclin zu untersuchen. Zu den Nebenwirkungen dieser Studie zählten fünf Fälle von Nausea, zwei Fälle von Erbrechen, Diarrhö in sechs und Sodbrennen in zwei Fällen.

Quelle: Archives of Neurology, 10.12.07; Deutsches Ärzteblatt, 11.12.07

Redaktion: AMSEL e.V., 12.12.2007