Bereits Anfang Juni hatte amsel.de darüber berichtet, dass zwei Multiple-Sklerose-Mittel gegen Covid-19 getestet werden. Jetzt berichten britische Forscher über eine Studie, nach der Beta-Interferone bei Covid-19-Infizierten wirksam sein sollen. Das Besondere daran: Das Interferon wird in diesem Fall nicht gespritzt, sondern inhaliert.
Kleineres Covid-19-Risiko dank Betainterferon
SNG001 lautet der Studienname des inhalierbaren Betainterferons. Und es zeigte in dieser Studie mit 100 Patienten Wirkung gegen Covid-19. Patienten, die SNG001 inhalierten hatten gegenüber dem Placeboarm ein um 79 % kleineres Risiko, einen schweren Covid 19-Verlauf zu entwickeln oder gar daran zu sterben. Vor allem die Atemnot nahm in der Wirkstoffgruppe signifikant ab gegenüber Placebo. Und SNG001 wirkte unabhängig davon, wie lange bereits Covid-19-Symptome bestanden.
Man muss diese ersten Ergebnisse dennoch mit aller Vorsicht sehen. Es handelt es sich um eine Studie mit nur rund 100 Patienten. Gerade Vorerkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen waren nicht gleichmäßig verteilt.
Dennoch ist das Ergebnis freilich ein erster Erfolg. SNG001 ist bereits vor Jahren entwickelt worden, und zwar von der Firma Synairgen in Southampton. Gegründet wurde die Firma unter anderem von Professoren der University of Southampton. Sie ist spezialisiert auf schweres Asthma und COPD.
Phase-2-Studie zur Wirksamkeit von SGN001
Mit SNG001 möchte die Firma eine Art Breitband-Antivirus-Wirkstoff entwickeln. Diese Arbeit begann lange vor dem Ausbruch von SARS-CoV-2/COVID-19 und den nun vorliegenden Ergebnissen aus der ersten Phase-2-Studie dazu. So liegen bereits Untersuchungsergebnisse zu MERS vor und eine COPD-Studie mit SNG001 befindet sich ebenfalls in Phase 2.
Ob Betainterferon zu inhalieren anstatt es zu injizieren auch eine Option für Patienten mit Multipler Sklerose wäre, bleibt offen. Durch das Inhalieren gelangt das Interferon bei Covid-19-Patienten an die richtige Wirkstelle, nämlich die Lunge.
Quelle: Pressemitteilung von Synairgen, 20.07.2020.
Redaktion: AMSEL e.V., 27.07.2020