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Interferon beta bei sekundär-progressivem Verlauf

21.03.07 - 62 Prozent einer Kohorte von Multiple Sklerose-Patienten bestätigten einen Krankheitsfortschritt.

Zu den progressiven Verlaufsformen der MS gibt es weniger wissenschaftliche Erkenntnisse als zum schubförmig-remittierenden Verlauf. Dies hängt zum einen mit der größeren Verbreitung der letzteren Form zusammen, aber auch mit dem Stadium, den der Verlauf oft zugleich bestimmt: Bei der sekundär-progressiven Form handelt es sich um die zweite, spätere Phase der MS. Hier nun die veröffentlichten Ergebnisse einer spanischen Kohortenstudie zum Einsatz von Interferon beta bei Patienten mit sekundär-progressiver MS.

Forscher der spanischen Klinik Unitat de Neuroimmunologia Clinica am Universitätskrankenhaus Vall d'Hebron in Barcelona untersuchten eine Kohorte von MS-Patienten mit sekundär-progressivem Verlauf (SPMS), die an ihrer Klinik mit Interferon beta behandelt wurden. Dabei handelt es sich um eine unabhängige nicht randomisierte Open-Label-Beobachtungsstudie.

Vorausgegangene Schübe als Barometer

Untersucht wurden alle Patienten mit SPMS, die im Zeitraum von 1998 bis 2005 eine IFNss-1b-Therapie starteten. Jeder Patient wurde in ein Follow-up-Protokoll aufgenommen, das demografische und klinische Grunddaten sammelte. Daten von 146 Patienten mit einer durchschnittlichen Beobachtungsperiode von 60 Monaten kamen zur Untersuchung.

Über den gesamten Beobachtungszeitraum bestätigten 62,2 Prozent der Patienten eine Krankheitsprogression. Die Analyse der durchschnittlichen Dauer bis zum nächsten bestätigten Krankheitsfortschritt ergab, dass diejenigen Patienten mit zwei oder mehr Schüben in den beiden der Therapie vorangegangenen Jahren ein größeres Risiko für eine Behinderungszunahme hatten als die Patienten mit weniger Schüben vor Therapiestart. Die Analyse zeigte, dass die Schubrate der einzige Faktor war, der eine spätere Behinderungszunahme bestimmte.

36 Prozent brachen Therapie ab

Eine signifikante Zahl an Patienten - 36 Prozent - brach die Therapie während des Follow-Ups ab. IFNbeta war sicher in der Anwendung, wenngleich ein paar unerwartete Nebenwirkungen aufgetreten waren. Aus ihren Daten ziehen die Forscher den Schluss, dass eine höhere Krankheitsaktivität vor Therapiebeginn bei SPMS-Patienten mit einem gegebenen EDSS-Rang diejenigen Patienten identifizieren kann, welche nach Behandlungsstart eine schnellere Verschlechterung ihrer Behinderung erfahren. Andere Beobachtungsstudien könnten mit zusätzlichen Informationen zum Verhalten verschiedener Wirkstoffe nach deren Freigabe aufwarten.

Quelle: Journal of Neurology, 14. März 2007

Redaktion: AMSEL e.V., 21.03.2007