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Impfung gegen Multiple Sklerose?

Eine Impfung gegen Multiple Sklerose gibt es leider nicht. Eine gegen das Windpockenvirus dagegen schon. Es spielt bei Multiple Sklerose-Erkrankten eine wichtige Rolle.

Gegen die Multiple Sklerose gibt es keine Impfung. Auch wenn der Wunsch nachvollziehbar sei und eine Meldung über ein erfolgreiches Experiment am Tiermodell bei manchen Hoffnung darauf gemacht habe. Warum es keine Impfung gibt und um welches Experiment es geht, erklärt Professor Mathias Mäurer in seinem Blog-Beitrag.

Darin geht er auf die Veröffentlichung in Science ein, die bei einer Patientin zu der Frage führte, ob sie eine MS-Therapie beginnen oder auf die Impfung gegen MS warten solle. In ihrem Paper beschreiben Mainzer Wissenschaftler verschiedener Institute ein erfolgreiches Experiment am Tiermodell der MS. Konkret konntens sie durch Gabe eines mRNA-Impfstoffs die Entstehung von Experimenteller Autoimmuner Enzephalomyelitis (EAE) bei Mäusen verhindern bzw. bei erkrankten Mäusen den Verlauf abmildern oder motorische Funktionen wiederherstellen.

Tiermodell-MS nicht Menschen-MS

Genau darin, so der Docblog-Autor, liegt das Problem: die Ergebnisse beziehen sich auf ein Tiermodell der MS und können nicht einfach auf den Menschen übertragen werden, weil die Zielantigene bei der MS nicht bekannt sind. Andere Antigen-spezifische Therapieansätze, die ebenfalls unter Laborbedingungen funktioniert hätten, hätten im Humanexperiment auch teilweise unerwartet zu einer Verstärkung der Entzündung im Gehirn geführt. Leider sei bislang noch kein Antigen-spezifischer Therapieansatz in der Multiplen Sklerose erfolgreich gewesen. Eine "Impfung" gegen MS, so das Fazit des Würzburger Neurologen, ist daher leider nicht in Sicht. Und ohnehin dauere es in der Regel vom Tierexperiment bis zum Medikament für Menschen bis zu 15 Jahre. Ein faszinierendes Ziel und jeder Mühe wert sei der Wunsch aber allemal.

Die Gürtelrose - häufig bei MS

Das Coronavirus beherrscht aktuell die Nachrichten. Für Multiple Sklerose-Erkrankte, die mit hochwirksamen Medikamenten immuntherapeutisch behandelt werden, spielt ein anderes Virus eine wichtigere Rolle: das Varizella-Zoster-Virus, landläufig auch Windpockenvirus genannt. Es führt bei Kindern zu einer Windpockenerkrankung, bei Erwachsenen, insbesondere in höherem Lebensalter, aber zu einer Gürtelrose (= Herpes zoster).

Herpesviren bleiben im Organismus

Das Virus gehört zu den Herpesviren, die vom Immunsystem bekämpft, aber nicht aus dem Organismus eliminiert werden können. Auch nach einer durchgestandenen Herpes-Infektion und trotz nachweisbarer neutralisierender Antikörper und zytotoxischer T-Zellen "schlummern" sie im Körper und können wieder aktiviert werden. Mit gefährlichen Folgen bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen  für Menschen mit schwächerem Immunsystem - sei es aufgrund von Therapien, des Alters oder schädlicher Umweltfaktoren.

In seinem Blog beschreibt Prof. Mathias Mäurer, welche Folgen das Windpockenvirus für Kinder und Erwachsene haben kann und warum insbesondere bei MS-Kranken unter hochwirksamen MS-Therapien überprüft werden muss, ob bereits eine Immunität gegenüber dem Varizella-Zoster-Virus besteht.

Quelle: MS-Docblog, 31.03.2021 und 09.04.2021; Pressemitteilung Universitätsmedizin Mainz, 07.01.2021; Science, 08.01.2021

 

Redaktion: AMSEL e.V., 09.04.2021