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Impfen: Sicherheit geht vor (Teil 3)

Wann spricht man von einer Impfreaktion, wann von einem Impfschaden? Wie sicher sind Impfungen? Prof. Mathias Mäurer klärt auf unter MS-Docblog.

Studien zu neuen Impfstoffen müssen sich an Sicherheitsstandards halten. Diese liegen besonders hoch, denn man impft ja gesunde Menschen (im Unterschied etwa zu einem Wirkstoff gegen Krebs, wo die Patienten sehr krank sind und man anders abwägt zwischen Nebenwirkung und Wirkung).

Die hohen Sicherheitsstandards gelten auch, wenn es eilt, wie jetzt in Coronazeiten. Darum ist es auch nicht in Ordnung, so Professor Mäurer, wenn in Russland ein Impfstoff freigegeben wird, bevor er alle Sicherheitsstufen durchlaufen hat.

Vorübergehende Impfreaktionen kommen öfter mal vor

Wie jedes Arzneimittel, so können auch Impfstoffe Nebenwirkungen hervorrufen. Hier werden allerdings gerne Äpfel und Birnen miteinander vermischt. Leichte und vorübergehende Nebenwirkungen kommen vergleichsweise häufig vor, sind aber zu vernachlässigen. Ja, es kann bis zu drei Tage Fieber in einer Höhe von unter 39,5° bedeuten. Das ist unangenehm, geht aber schnell vorbei. Und ist deutlich angenehmer, als dauerhafte Schäden von einer Krankheit zu tragen oder gar daran zu sterben. Hier spricht man ganz eindeutig von einer Impfreaktion. Dazu zählen auch harmlosere Reaktionen, wie Entzündungen an der Einstichstelle. Menschen mit Multipler Sklerose kennen dies teilweise von ihren Injektionen mit Immunmodulatoren.

Echte Impfschäden sind extrem selten

Auch Impfstoffe können wirklich heftige Nebenwirkungen haben. Anaphylaktische Reaktionen zum Beispiel, auch Blutbildveränderungen. Diese sind jedoch äußerst selten. Professor Mäurer nennt 0,046 Fälle von echten Impfschäden auf 100.000 Einwohner. Das wäre umgerechnet eine von gut 2 Millionen Personen. Zum Vergleich: Ein Fünfer mit Superzahl im Lotto ist viermal so häufig.

Corona-Impfstoffe: die VIPs im Ämterdschungel

Für den Corona-Impfstoff gelten hierzulande die gleichen Sicherheitsvorkehrungen wie außerhalb der Coronazeiten. Was an Zeit eingespart wird, geht nicht auf Kosten notwendiger Studienanalysen und Überprüfungen, sondern hier werden vor allem bürokratische Wartezeiten abgebaut, mit anderen Worten: Corona-Impfstoffe haben im Moment Vorrang vor den meisten anderen zu prüfenden Wirkstoffen. Sie sind sozusagen die VIPs im Ämterdschungel.

Weltweit wird, um im Bild zu bleiben, fieberhaft an einem Impfstoff gegen Covid-19 gearbeitet. Welcher oder welche Impfstoffe als erste zugelassen werden, steht noch nicht fest. amsel.de informiert weiterhin darüber und liefert zeitnah Expertisen dazu, was so eine Impfung für Menschen mit Multipler Sklerose bedeuten kann, im Hinblick auf die MS selbst, die Kombination mit bestimmten MS-Therapien, den EDSS-Wert, das Alter von Patienten und mögliche weitere Faktoren.

Quelle: MS-Docblog.de, 05.10.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 12.10.2020