Das Corona-Virus und die dadurch ausgelöste Erkrankung COVID-19 sind seit ihrem Auftreten vor über einem Jahr ständig in den Medien. Leider kursieren auch sehr viele unüberlegte und nicht nachzuweisende Gerüchte über COVID-19-Impfungen.
Gerade Menschen mit chronischen Erkrankungen fragen sich natürlich, ob sie ein erhöhtes Risiko tragen und ob eine Impfung gegen das Virus für sie – möglicherweise unter immunmodulatorischer Therapie – überhaupt geeignet ist.
Starkes Duo: Prof. Mathias Mäurer und Prof. Tino Schwarz
So viel vorab: Die MS an sich erhöht das Risiko für COVID-19 nicht und sie erhöht auch nicht das Risiko für einen schweren Verlauf, sofern die Atmung nicht MS-bedingt eingeschränkt ist. Gerade MS-Erkrankte sollten sich impfen lassen, da eine COVID-19-Erkrankung schwerwiegende Folgen haben kann. Unter den meisten MS-Therapien ist mit einer ausreichenden Immunantwort zu rechnen. Es sind keine immunologischen Einschränkungen durch die Impfung zu erwarten, also etwa ein Schub oder eine Verschlechterung der MS.
Gleich zwei Experten auf dem Gebiet des Impfens wie der Neurologie hat die AMSEL im Webseminar "Impfen bei Multiple Sklerose" zusammengebracht:
Prof. Dr. med. Tino F. Schwarz, Chefarzt am Institut für Labormedizin und Impfzentrum am Klinikum Würzburg-Mitte, Facharzt für Laboratoriums-Medizin, Facharzt für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie, ist ein Impfexperte mit jahrzehntelanger Erfahrung.
Prof. Dr. med. Mathias Mäurer, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Würzburg-Mitte, Facharzt für Neurologie, Spezielle neurologische Intensivmedizin ist ein Neurologe mit jahrzehntelanger Erfahrung auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose.
In dieser Aufzeichnung aus dem AMSEL-Webseminar vom 9.3.2021 gehen die beiden Ärzte und Kollegen ausführlich auf COVID-19 und das Impfen mit Multipler Sklerose ein. In kurzweiligen 75 Minuten referieren Schwarz und Mäurer über das aktuelle Thema und antworten außerdem auf Fragen der Webseminar-Teilnehmer. Hier ein kleiner Einblick:
- Professor Mäurer wie Professor Schwarz empfehlen jedem MS-Patienten eine COVID-19 Impfung mit den aktuellen Impfstoffen.
- Bei Befürchtungen, die Immunantwort könnte zu gering ausfallen, ließe sich später Off-Label eine weitere Dosis impfen.
- Nach einer Cortisonstoßtherapie wird empfohlen, 2-4 Wochen mit dem Impfen zu warten. Wenn der vorgeschlagene Termin zum Beispiel drei Wochen nach der letzten Einnahme liegt, so Professor Mäurer, würde er empfehlen, diesen wahrzunehmen.
- Geimpfte seien trotzdem weiter ansteckend, wird irrtümlich in manchen Medien behauptet. Dem widersprechen die Experten. Eine Impfung kappt die Infektionsketten.
- Von Mutanten spricht Professor Tino F. Schwarz gar nicht, sondern von Virusvarianten und diese seien unter den RNA-Viren (dazu zählt das Corona Virus) völlig normal. Die Immunantwort sei sehr, sehr breit und mit den derzeit ausgemachten Virusvarianten kein Problem. Falls in Monaten doch andere Varianten auftreten würden, müsse man den Impfstoff eventuell anpassen. Das ist derzeit jedoch nicht der Fall. Wichtig sei im Moment, sich auf die aktuelle Lage zu fokussieren: Trotz Mangels an Impfstoffen möglichst schnell zu impfen.
- Die meisten schweren Allergien (und diese sind sehr selten) kamen bislang bei bekannten Allergikern vor. Im Zweifel kann man hier vorher einen Zugang legen, um im Ernstfall schneller reagieren zu können. Anaphylaxien ließen sich dank der Nachbeobachtung managen.
- Übliche Impfreaktionen wie erhöhte Temperatur, Fieber, Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit sind ein Zeichen für das Ansprechen des Immunsystems. Sie können mit Paracetamol oder Ibuprofen behandelt werden. Am besten wirkten die Schmerzmittel, wenn man sie frühzeitig einsetzt und nicht zu lange wartet, so Prof. Schwarz.
- Mehr Informationen im Video „Impfen bei MS – ja oder nein?
Redaktion: AMSEL e.V., 22.03.2021