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Immunoproteasom mit großer Tasche

Hemmt man den körpereigenen Eiweißschredder, dann könnten Krankheiten wie Krebs und Multiple Sklerose eingedämmt werden. Süddeutsche Forscher haben das Proteasom nun atomar entschlüsselt.

Wenn man einen Hemmstoff für das sogenannte "Immunoproteasom" fände, wären neue Therapieoptionen gegen Autoimmunerkrankungen gefunden. Dieser große körpereigene Eiweißkomplex arbeitet nämlich bei Multipler Sklerose zu viel. Er schreddert und präsentiert Eiweiße aus Zellen, die dann wiederum das Immunsystem ankurbeln und fremde Zellen zerstören. Bei MS leider auch körpereigene Zellen.

Daher der Wunsch der Forscher, das übereifrige Immunoproteasom zu bremsen. Die Suche nach dem Hemmstoff gestaltete sich bisher jedoch schwierig, weil die Struktur des Immunoproteasoms nicht bekannt war. Genau die haben nun süddeutsche Forscher entschlüsselt. Mit einem hochauflösenden Röntgengerät konnten sie die Kristallstruktur des Immunoproteasoms und seines Gegenspielers, des sogenannten konstitutiven Proteasoms, abbilden.

Dabei testeten sie auch gleich die Wirkung des gebundenen Hemmstoffes PR-957 (ONX 0914) am Mausmodell. Die Analyse zeigte, dass der Hemmstoff nur das Immunoproteasom beeinflusst, also hemmt, weil es in dessen "Tasche" besser hineinpasst. Für das konstitutive Proteasom ist es schlicht zu groß.

Nachdem sie die Struktur des Immunoproteasoms nun kennen, hoffen die Wissenschaftler, neue Wirkstoffe entwickeln zu können, die das Immunoproteasom gezielt hemmen. Ein Schritt in die richtige Richtung ist jedefalls getan. Zumal sich damit neben Multipler Sklerose auch andere Krankheiten behandeln ließen.

Multiple Sklerose - Grundlagenforschung

Redaktion: AMSEL e.V., 20.02.2012