Spenden und Helfen

Immunglobuline zu oft im Einsatz?

17.01.07 - Prof. Ralf Gold plädiert für eine gezieltere Auswahl. Bei Multiple Sklerose gilt der Wirkstoff nur als Reservepräparat in der Basistherapie.

Prof. Dr. Ralf Gold von der Neurologischen Klinik der Ruhr-Universität Bochum und Kollegen stellen in "Nature Clinical Practice Neurology" fest, dass der zunehmende Erfolg von intravenösen Immunglobulinen (IVIG) im Einsatz gegen Autoimmunkrankheiten zu einer liberaleren Verschreibungsgewohnheit führte. Nachteile sind zum einen Komplikationen bei Patienten, zum anderen die Verteuerung des Produktes.

Bei Multiple Sklerose habe IVIG nicht zu dem Erfolg geführt, den viele exzellent angelegte Studien versprochen hätten. Genauer seien beim progressiven Verlauf keine signifikanten Effekte festgestellt worden. Momentan seien die vielversprechendsten Indikationen von IVIG bei MS Schübe nach der Geburt, während noch gestillt wird und als Option beim schubförmig-remittierendem Verlauf, wenn Basistherapien wie Interferon oder Glatiramerazetat nicht toleriert werden. Die aktuellen Therapieempfehlungen der Multiple Sklerose Therapie Konsensus Gruppe (MSTKG, August 2006) bezeichnen Immunglobuline als "Reservepräparat in der Basistherapie der schubförmigen MS". Außerdem erwähnt die MSTKG den Einsatz während der Schwangerschaft.

Immunglobulne sind teuer und basieren auf menschlichen Blutspenden, d.h. der Grundstoff ist rar und wird womöglich in den kommenden Jahren noch teurer werden. Wegen der relativ hohen Kosten für Immunglobuline sind genaue Dosisvergleiche wichtig. Für MS wie für die meisten anderen Indikationen stehen diese jedoch noch aus.

Quelle: Nature Clinical Practice Neurology, 2006

Redaktion: AMSEL e.V., 17.01.2007