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IGF-1 gegen Diabetes und Multiple Sklerose ?

Ein australisch-italienisches Forscherteam glaubt, dass Insulinähnliche Wachstumsfaktoren (IGF-1) eine Schlüsselrolle spielen. Da IGF-1 bereits für andere Zwecke zugelassen sind, könnte die Zulassung für andere Indikationen schneller gehen als bei einem völlig neuen Wirkstoff.

Bei Autoimmunkrankheiten herrscht ein "friendly fire": Eigene T-Zellen zerstören körpereigene Zellen, das Ganze ohne Kontrolle, weil die regulatorischen Zellen (T-reg) des Immunsystems zu schwach sind, diesen Eigenbeschuss zu unterbinden.

Direkter Einfluss auf T-Regs

Im Laborversuch haben die Forscher zwei der häufigsten Arten von Autoimmunerkrankungen imitiert: Typ 1-Diabetes und Multiple Sklerose. Sie fanden heraus, dass die Verabreichung von IGF-1 T-reg-Zellen produziert, die wiederum Symptome unterdrücken. Und zwar wirke hier das IGF-1 direkt auf T-Reg-Zellen - und nicht indirekt durch die Beeinflussung eines anderen Faktors, der wiederum T-Reg-Zellen dazu anregt, sich zu vermehren.

Insulinähnliche Wachstumsfaktoren, so die deutsche Übersetzung, sind bereits als Therapeutikum zugelassen, d.h. eine eventuelle Zulassung für Indikationen wie Multiple Sklerose könnte - bei entsprechender Wirksamkeit - schneller erfolgen als bei einem neuen, bislang ungetesteten Wirkstoff.

IGF-1 bei Bodybuildern

Eingesetzt und mitunter missbraucht werden Insulinähnliche Wachstumsfaktoren als Dopingmittel, um das Muskelwachstum zu regulieren. Ihre Wirkung ist also bereits bekannt, auch die Sicherheitslage, wobei Extremitätenwachstum (insbesondere bei längerer, ununterbrochener Anwendung), Senkung der Wachstumshormonausschüttung, das Wachstum von vorhandenen Tumoren sowie Antikörperbildung als unerwünschte Nebenwirkungen genannt werden (Wikipedia, 28.10.2014).

"Keine Wirkung ohne Nebenwirkung" - diesen vielzitierten Satz hatte erst kürzlich Dr. Dieter Pöhlau auf dem Jubiläumssymposium 40 Jahre AMSEL gesagt - es wird selbst wenn sich IGF-1 beim Menschen als wirksam gegen Multiple Sklerose herausstellen sollte, immer ein Abwägen zwischen der Stärke der erwünschten und der unerwünschten Nebenwirkungen bleiben.

In einer anderen aktuellen Studie hatten die Forscher bereits gezeigt, dass, IGF-1 auch allergische Kontaktdermatitis unterdrückt. Als nächstes soll weiter die Rolle von IGF-1 bezüglich Entzündung und Regeneration, und ihr Potential zur Behandlung von Erkrankungen wie Muskelatrophie, Fibrose und Herzerkrankungen geprüft werden.

Quelle: EMBO Molecular Medicine, 22.10.2014

Redaktion: AMSEL e.V., 28.10.2014