Amerikanische Forscher berichten, dass hochdosiertes Cyclophosphamide, ein Mittel, das normalerweise gegen Krebs eingesetzt wird, bei zwölf Patienten mit schwerer MS den Verlauf stabilisieren und die Lebensqualität erhöhen konnte. Andere Behandlungsformen hatten bei diesen Patienten versagt.
Cyclophosphamide (Cytoxan®) ist eine Chemotherapie und als potentes Immunsuppressivum, das die Anzahl der Immunzellen reduziert, sollte es theoretisch auch Immunattacken im Gehirn wie im Rückenmark verlangsamen oder anhalten. Es wurde schon seit Jahren in unkontrollierten Studien auch bei MS-Patienten getestet, wo es oft, aber nicht immer die Situation von primär- oder sekundär-progressiven Verläufen verbessern konnte. Zu den möglichen Nebeneffekten zählen Haarausfall, Übelkeit, Blasenerkrankungen und Infektionen. Langzeiteffekte können Sterilität, Mutationen und ein erhöhtes Krebsrisiko sein.
Das Team um Dr. Gladstone wandte 200 mg/kg Cyclophosphamide auf vier Tage verteilt bei den zwölf Patienten an, darunter sieben mit sekundär-progressivem und fünf mit schubförmig-remittierendem Verlauf. Danach wurden die Probanten zwei Jahre lang beobachtet.
Während dieser Zeit stieg der Wert auf der EDS-Skala (einer Skala zur Bemessung des Behinderungsgrades) bei keinem Patienten um mehr als einen Punkt. Keiner der Patienten zeigte neue Regionen mit Gewebeschäden auf den MRI-Scans des Gehirns oder weitere entzündliche Läsionen. In allen Lebensqualitätsparametern zeigten die Patienten Verbesserungen. Neurologische Verbesserungen betrafen den Gang, die Blasenkontrolle und visuelle Funktionen. An Nebeneffekten traten Übelkeit und Abnormitäten der Blutwerte auf. Kein Patient musste nach seiner Entlassung wieder in ein Krankenhaus.
Die kleine, unkontrollierte Studie erfordert dem Forscherteam zufolge größere Studien, um festzustellen, ob Patienten mit einem schweren Verlauf, die sonst auf kein Mittel ansprechen, so behandelt werden sollten. Die Therapie, eine Form von aggressiver Immununterdrückung, trägt Risiken, die nach Meinung der Forscher von Fachleuten jedoch umgangen werden können.
Quelle: Archives of Neurology, August 2006
Redaktion: AMSEL e.V., 08.09.2006