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Hochdosiertes Biotin gegen progrediente Multiple Sklerose

Auch in Ulm wird für die aktuelle Studie rekrutiert. Die Zulassung für MD1003 ist beantragt.

Gegen die Primär Progrediente Multiple Sklerose (PPMS) sowie die Sekundär Progrediente MS (SPMS) sind bislang keine krankheitsmodifizierenden Therapien zugelassen. Als erstes Medikament für die progrediente MS wird vermutlich Ocrelizumab zugelassen werden. Jedoch nur für primäre Verläufe der MS. Und die Zulassung wird erst im ersten Quartal 2018 erwartet anstatt wie bisher angekündigt im dritten Quartal 2017.

Hochdosiertes Biotin soll sowohl bei der Primär Progredienten wie bei der Sekundär Progredienten Multiplen Sklerose zum Einsatz kommen. Die Zulassung ist beantragt. Eine Phase 2b/3-Studie hatte gezeigt, dass sich die Gehgeschwindigkeit über einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten bei über 12 % verbesserte, nach 24 Monaten waren es über 15 % (AMSEL.DE hatte berichtet).

Studienteilnahme auch in Deutschland

Momentan wird noch für eine Phase-III-Studie zu Biotin bei Primär Progredienter MS rekrutiert. Die Studie läuft weltweit an MS-Zentren. Unter anderem auch an der Uniklinik Ulm. Hier wurde vor wenigen Wochen begonnen, Patienten für die Studie zu rekrutieren (Liste aller teilnehmenden Studienzentren auf der Seite von clinicaltrials.gov).

Einschlusskriterien sind unter anderem:

  • Alter 18-65
  • PPMS oder SPMS
  • dokumentierter Nachweis über klinische Behinderungsprogression innerhalb der vorangegangenen zwei Jahre

Ausschlusskriterien unter anderem:

  • Schub innerhalb der vergangenen 24 Monate
  • Fampridin-Behandlung innerhalb 30 Tage vor Studienbeginn
  • Stillen, Schwangerschaft oder Kinderwunsch
  • symptomatische MS-Behandlung mit Botulinumtoxin

Die Dosierung macht den Unterschied

Biotin gehört zu den B-Vitaminen. Es ist auch bekannt unter dem Namen Vitamin B7, Vitamin H oder Co-Enzym R. In geringen Dosierungen wird es als Nahrungsergänzungsmittel frei angeboten. Es soll helfen Haut, Haare und Nägel schön zu halten. Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Dosierung von 300 mg Biotin täglich innerhalb dieser Studie den Tagesbedarf um ein 10.000-faches überschreitet.

Im Unterschied zum Nahrungsergänzungsmittel aus dem Supermarktregal gilt hochdosiertes Biotin als Medikament. Wenngleich während der Studie bisher keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet werden konnten, sind diese nicht auszuschließen. Die Langzeitwirkung und vor allem mögliche Langzeitnebenwirkungen sind heute noch nicht abzusehen. Von einer Selbstmedikation ist daher abzuraten.

Quelle: National Multiple Sclerosis Society, 17. Mai 2017.

Redaktion: AMSEL e.V., 31.08.2017