Spenden und Helfen

Hitze, Uhthoff und Multiple Sklerose

Als ob Multiple Sklerose allein nicht genügen würde: Dazu kommt auch noch das Uhthoff-Phänomen. Bei vielen MS-Patientinnen und Patienten verschlimmern sich ihre Symptome durch Wärme.

So kühl und nass die erste Hälfte des Frühjahrs auch war, so warm ist die Umgebungstemperatur jetzt Anfang Juni. Die meisten Gesunden freuen sich über steigende Temperaturen, über Sonne, über Aufenthalte im Freien. Für viele Menschen mit Multipler Sklerose ist es bereits zu warm.

Dann nämlich verschlechtern sich ihre Symptome.

  • Wer an einem kühlen Tag noch ohne Gehhilfe mobil war, braucht nun einen Stock, Rollator oder sogar Rolli.
  • Die Spastik in den Beinen wird stärker,
  • Blasenstörungen treten häufiger auf,
  • das Sehen verschlechtert sich,
  • ebenso die Feinmotorik und nicht zuletzt
  • die Aufmerksamkeit.

Pseudoschub wegen Hitze? Der Kalte-Dusche-Test zeigt es.

Aber nicht nur bereits bekannte Symptome verschlechtern sich, es treten mitunter auch neue Symptome erst unter Hitze auf. D. h., dass ein MS-Erkrankter, der bei Temperaturen unter 23° keine Sehstörungen hat, diese dann bekommt. Dass eine MS-Erkrankte, die normalerweise gar keine Probleme mit dem Gehen hat, dann eine Gangataxie zeigt.

MS-ler, bei denen das passiert, leiden unter dem sogenannten Uhthoff-Phänomen. Es ist nach dem deutschen Augenarzt benannt, der das zum ersten Mal beschrieben hat. Beim Uhthoff-Phänomen arbeiten die Nervenleitbahnen im Zentralen Nervensystem deutlich langsamer und schlechter, wenn der Körper erhitzt. Dabei ist es völlig egal, ob diese erhöhte Körpertemperatur durch Sommerhitze, Sauna, knackiges Workout oder auch durch Fieber ausgelöst wird. Immerhin: Nicht alle Menschen mit Multipler Sklerose leiden daran. Manche fühlen sich auch erst ab 23 Grad so richtig wohl.

Ein kühles Eis hilft gegen Uhthoff

Der wirklich einzige Vorteil an dem Überhitzungsphänomen ist, dass es aufhört, sobald unser Körper wieder abkühlt. D. h., dass jegliche Form der Kühlung – sei es durch kühle Getränke, Speiseeis, Kühlwesten, Klimaanlagen, Aufenthalt im Schatten, Vermeiden von warmem Essen und Aufenthalten in direkter Sonne etc. – auch dazu beiträgt, dass sich Uhthoff wieder verabschiedet und Normalität einkehrt.

Gerade neu an MS Erkrankte verwechseln das Uhthoff- Phänomen auch gerne mit einem echten Schub. Das liegt natürlich zunächst nahe, weil sich bekannte Symptome verstärken und neue auftreten: wie bei einem Schub halt. Man spricht bei hitzebedingten Symptomen auch von einem Pseudooschub. Im Zweifelsfall einfach einen Test machen: unter die eiskalte Dusche stellen. Wenn sich dadurch die Symptome wieder zurückbilden, handelt es sich einwandfrei um Uhthoff.

Weitere Infos rund um Uhthoff

Redaktion: AMSEL e.V., 02.06.2023