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Histamin gegen Multiple Sklerose?

Forscher aus Mailand untersuchten die Wirkung von Histaminen im Reagenzglas. Mit ähnlichem Erfolg wie bereits abgeschlossene Studien an Mäusen und Menschen.

Allergien und Multiple Sklerose zählen beide zu den Autoimmunkrankheiten. Bei allen Unterschieden scheint Histamin, ein Botenstoff, der unter anderem bei allergischen Reaktionen auftritt, einen Einfluss auch auf den Ausbruch der Multiplen Sklerose zu haben. In einer kleinen retrospektiven Studie mit 163 Teilnehmern war amerikanischen Forschern 2006 der Nachweis gelungen, dass bestimmte Antihistamine die Multiple Sklerose möglicherweise leicht hinauszögern können. Außerdem hatten Forscher herausgefunden, dass Allergiker kein größeres MS-Risiko tragen als Nichtallergiker (wir haben berichtet).

Mailänder Forscher erbrachten nun "in vitro" den umgekehrten Beweis: den für die eindämmende Wirkung von Histamin auf die Myelinschädigung. Sie konnten die Wirkung von Histamin auf myelin-autoreaktive T-Zellen (gewonnen aus dem Tiermodell der MS) im Reagenzglas nachweisen. Histamin und bestimmte HR-Agonisten aktivierten diese T-Zellen und ermöglichen ihnen, durch die Blut-Hirn-Schranke zu wandern. Histamin würde also - Übertragberkeit der Daten vorausgesetzt - Myelinschäden und damit Multiple Sklerose eindämmen.

Im Zusammenhang mit den amerikanischen Ergebnissen erhält auch diese Reagenzglasstudie Gewicht. Weitere Forschungen auf diesem Gebiet sind zu erwarten. Ob nun die Einnahme von Antihistaminen gegen den Ausbruch von MS wirken könnte oder nicht, wie die Studie von 2007 suggeriert, und ob Antihistamine bereits MS-Betroffenen helfen, ode rob gar bestimmte Histamine einst gegen MS eingesetzt werden können, steht derzeit nicht fest. Auch hierzu muss weiter geforscht werden.

Für Allergiker hat dies zunächst keine Bedeutung. Sie werden ihre Medikamente weiter nach Bedarf einsetzen. Allerdings mit der Aussicht auf eine mögliche positive Nebenwirkung. Bis zur nächsten Frühblühersaison ist es nicht mehr lange hin.

Quelle: Journal of Leukocyte Biology, Februar 2011

Redaktion: AMSEL e.V., 03.02.2011