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Helmut-Bauer-Nachwuchspreis 2006

22.11.06 - Der Göttinger Preis für Multiple Sklerose-Forschung ging heuer an Dr. Michael Platten, Tübingen, und an Dr. Naoto Kawakami, Martinsried.

Zum dritten Mal verleiht heute, am Mittwoch, dem 22. November 2006, der Bereich Humanmedizin der Universität Göttingen, vertreten durch die Abteilung Neuropathologie, die Abteilung Neurologie sowie das Institut für Multiple-Sklerose-Forschung (IMSF), den Helmut-Bauer-Nachwuchspreis für Multiple-Sklerose-Forschung. Die diesjährigen Preisträger sind Priv. Doz. Dr. Michael Platten, Abt. Allgemeine Neurologie der Universität Tübingen, und Dr. Naoto Kawakami, Abt. Neuroimmunologie am Max-Planck-Institut für Neurobiologie, Martinsried.

Der Preis für Multiple-Sklerose-Forschung ist mit 10.000 Euro dotiert und wird zu gleichen Teilen an die Preisträger vergeben. Den Festvortrag hält Prof. Dr. Hans Lassmann, Abteilung Neuroimmunologie, Institut für Hirnforschung der Universität Wien, zum Thema "Pathologische Substrate und Mechanismen der Krankheitsprogression bei der Multiplen Sklerose”.

Herr Prof. Lassmann gehört zu den führenden Neuropathologen weltweit und hat in den letzten Jahrzehnten entscheidende Impulse für die Ursachenforschung der Multiplen Sklerose gegeben. Dr. Naoto Kawakami hat das Verhalten bestimmter Zellen des Immunsystems, der T-Lymphozyten, in Ratten untersucht, die an einer Multiple Sklerose-ähnlichen Krankheit litten. Herr Kawakami beobachtete in Echtzeit mit Hilfe einer modernen Mikroskopiertechnologie, der Zwei-Photonenmikroskopie, wie die krankmachenden Immunzellen in das Nervensystem der Tiere eindrangen und dort zunächst mit erstaunlicher Geschwindigkeit suchend umherwanderten. Sobald die Zellen ihr Ziel finden, so vermuten die Forscher, lösen sie in ihrer Umgebung schädliche Entzündungsreaktionen aus. Die Arbeit wurde im Juni 2005 im "Journal of Experimental Medicine" veröffentlicht.

Priv.-Doz. Dr. Michael Platten hat eine mögliche neue Strategie beschrieben, mit der die zerstörerische Aktivität von T-Zellen des Immunsystems auf die Myelin-Schutzhüllen der Nervenfasern bei Multiple Sklerose gemildert werden könnte. Platten hatte zunächst einen biochemischen Weg genauer beschrieben, mit dem bestimmte T-Zellen während ihrer "Arbeit" mildernd auf die Entzündungs-Aktivität anderer Immunzellen in ihrer Umgebung wirken. Platten identifizierte Stoffwechselprodukte des Proteinbausteins Tryptophan als wichtige Signalmoleküle. Die Behandlung von Mäusen mit einer MS-ähnlichen Erkrankung mit einem künstlichen Tryptophan-StoffwechselProdukt führte zu einer deutlichen Verringerung der Krankheits-Aktivität. Eine klinische Studie zur Überprüfung der Strategie bei Patienten mit Multipler Sklerose ist in Planung. Die Arbeit erschien im November 2005 in "Science".

Dr. Naoto Kawakami wurde 1973 in Osaka, Japan, geboren und studierte von 1992 bis 1996 Pharmazeutische Wissenschaften an der Osaka University. Im Jahre 2001 wurde Kawakami in der Abt. Immunologie an der Osaka University promoviert. Von 2001 bis 2002 forschte Kawakami in der Abteilung Neuroimmunologie am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in Martinsried. Seit 2003 leitet er die Arbeitsgruppe "Live Imaging of CNS Autoimmunity" am selben Institut.

Priv. Doz. Dr. Michael Platten wurde 1971 in Bonn geboren und studierte Humanmedizin an der Universität Bonn, der Harvard Medical School (Boston, USA) und der London University (England). Im Jahr 1998 wurde Platten am Institut für Neuropathologie an der Universität Bonn promoviert und wechselte 1999 an die Neurologische Universitätsklinik Tübingen. 2002 begann Platten am Department of Neurology an der Stanford University, Kalifornien, mit der Multiple Sklerose-Forschung, die er seit 2004 in Tübingen fortführt. Im Juli 2006 wurde Platten im Fach Neurologie habilitiert. Ab Januar 2007 übernimmt Platten die stellvertretende ärztliche Leitung der neuen Abteilung für Neuro-Onkologie an der Universität Heidelberg und dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) sowie die Leitung einer Helmholtz-Hochschul-Nachwuchsgruppe an der Universität Heidelberg und dem DKFZ.

Der Helmut-Bauer-Nachwuchspreis für Multiple-Sklerose-Forschung ist nach dem ehemaligen Direktor der Neurologischen Klinik der Universität Göttingen benannt. Das Preisgeld wird von der Firma Biogen Idec gestiftet. Prof. em. Dr. Helmut Bauer war von 1963 bis 1980 an der Neurologischen Klinik tätig. Der Nachwuchspreis würdigt Forschungsarbeiten über die Ursachen und neue Behandlungsstrategien bei Multipler Sklerose. Allen Bewerbungen liegen wissenschaftliche Publikationen in international anerkannten neurowissenschaftlichen Fachzeitschriften zugrunde.

Redaktion: AMSEL e.V., 22.11.2006