Spenden und Helfen

Hat das Gewicht Einfluss auf Multiple Sklerose ?

Studien zufolge könnte das Abspecken sogar eine bestehende MS lindern. Dr. Ruth Ann Marrie wies darauf hin im Rahmen des MS-Weltkongresses in Boston.

Die Meldung kam vor ein paar Jahren bereits auf: Stark Übergewichtige Mädchen sind demnach mehr gefährdet, später eine Multiple Sklerose zu entwickeln als Normalgewichtige. Bis zu 4-fach so groß soll die Gefahr für Übergewichtige sein, an einer MS zu erkranken. Dr. Ruth Ann Marrie wies darauf nochmals hin bei der weltweit größten Tagung der MS-Forscher ECTRIMS / ACTRIMS.

Übergewicht ist relativ

Wobei gleich vorweggesagt sei, dass Übergewicht hier richtig starkes Übergewicht meint. Wir sprechen von einem Body-Mass-Index von 30. Ein Mädchen von 18 Jahren mit 1,60 m Höhe muss dafür 77 Kilo auf die Wage bringen. Ein BMI von 23-25 hingegen hatte gegenüber sehr Schlanken nur noch eine Risikoerhöhung von ca. 20% zur Folge.

Die Wissenschaftler vermuten schon lange Zytokine hinter dieser erhöhten Gefahr: Mehr Fett, mehr Entzündungsbotenstoffe, mehr Entzündungsbotenstoffe, desto eher Multiple Sklerose - einfach ausgedrückt. Genauer: Der Körperfettanteil regelt die Ausschüttung von Leptin (entzündungsfördernd) und Adiponektin (entzündungshemmend). Je geringer der Körperfettanteil, desto niedriger die Leptin- und desto höher die Adiponektinspiegel.

Frauen haben höheren Körperfettanteil

Dass sich gerade bei Mädchen ihr Risiko für MS mit ihrem Gewicht erhöht - bei Jungs ist die Tendenz erkennbar, aber nicht so deutlich - führen die Wissenschaftler auf den grundlegend höheren Körperfettanteil bei Frauen zurück.

Interessant ist aber noch eine weitere Studie in diesem Rahmen: der Umkehreffekt, sozusagen. Im Tiermodell nämlich (Maus-MS EAE) bekamen dünnere Mäuse weniger stark ausgeprägte Formen der Tier-MS als dickere. Mittlerweile läuft auch eine Studie, in der übergewichtige Frauen mit der Diagnose Multiple Sklerose eine Diät machen, um zu sehen, ob der Krankheitsverlauf sich durch Abspecken eindämmen lässt.

Nun einfach draufloszuhungern nur weil man MS hat - das ist sicherlich nicht die Aussage dieser Studie. Zumal der Zusammenhang noch nicht bewiesen ist; dafür werden größere Studien benötigt. Den eigenen Körperfettanteil, möglichst unter ärztlicher Aufsicht, zu verringern, kann stark übergewichtigen Menschen jedoch sicher nicht schaden, sondern erhöht die Lebensqualität unabhängig davon, ob der Krankheitsverlauf sich damit mildern lässt.

Quelle: Neurology, März 2014

Redaktion: AMSEL e.V., 08.10.2014