Spenden und Helfen

Hans-Georg Mertens Preis für Blutwäsche bei MS

06.02.08 - Neurologen der Ruhr-Universität Bochum zeigen, wie Plasmapherese bei der Eskalations-Schubtherapie der Multiplen Sklerose helfen kann.

Wenn MS-Patienten bei einem starken Schub auch hoch dosiertes Cortison nicht mehr hilft, kann ein Blutwäscheverfahren schlimme Folgen häufig verhindern. Für ihre Arbeiten zur Plasmapherese bei MS erhielten Prof. Dr. Ralf Gold, Direktor der RUB-Neurologie im St. Josef Hospital, und sein Göttinger Kollege Prof. Dr. Wolfgang Brück den mit 5.000 Euro dotierten Hans-Georg Mertens Preis. Der Preis wurde von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie und der Deutschen Gesellschaft für Neurologische Intensivmedizin bei deren Jahrestagung in Wiesbaden am 1. Februar verliehen.

90 Prozent der Patienten erleiden Schübe

Zwar ist Multiple Sklerose durch moderne Immuntherapie deutlich besser beeinflussbar als früher, doch treten immer noch akute Verschlechterungen, sogenannte Schübe, auf. 90 Prozent der an Multipler Sklerose erkrankten und meist jungen Patienten leiden unter der schubförmigen Verlaufsform. Traditionell wird ein Schub nach Ausschluss anderer Ursachen und bei schwerwiegender Beschwerdesymptomatik mit hoch dosierten Cortison-Präparaten behandelt, bei Bedarf auch wiederholt. Was kann man aber tun, wenn die Wirkung von Cortison ausbleibt? Hier kann eine Plasmapherese als Eskalation zur Schubtherapie mit Cortison eingesetzt werden.

Blutwäsche entfernt Eiweißablagerungen

Seit etwa 2000 setzen sich Prof. Gold, damals noch an der Neurologischen Universitätsklinik Würzburg und später Leiter des MS Instituts in Göttingen und Prof. Brück, Direktor des Instituts für Neuropathologie an der Universität Göttingen, mit dieser Frage intensiv auseinander. An diagnostischen Biopsien von schwer verlaufenden Schüben hat Prof. Brück zeigen können, dass sich Ablagerungen von Antikörpern (Eiweißprodukte) finden. Erfahrungsgemäß reagiert so eine Ablagerung nicht auf Cortison, wohl aber auf ein Blutwäscheverfahren (Plasmapherese), welches die Eiweißstoffe und Entzündungsprodukte entfernt. "In verschiedenen, teils gemeinsamen Arbeiten konnten wir zeigen, dass bei rascher Durchführung der Plasmapherese, das heißt innerhalb von spätestens sechs Wochen nach Beginn des schweren Schubes, bis zu 70 Prozent der Patienten unter der Blutwäschebehandlung entweder völlig beschwerdefrei werden oder zumindest einen weitgehenden Rückgang ihrer Symptome erfahren", so Prof. Gold.

Drei Patienten im Monat in der RUB-Klinik St. Josef Hospital

Seit August 2006 ist Prof. Gold an der Neurologischen Klinik des St. Josef Hospitals tätig, wo durchschnittlich drei Patienten mit schweren MS-Schüben monatlich durch Plasmapherese behandelt werden. Die Behandlung erfordert im Allgemeinen einen Katheter in einer größeren Vene des Körpers und wird nur stationär durchgeführt. Bei ausschließlich schleichendem Krankheitsverlauf kommt die Behandlung nicht in Frage. Genauso wenig als normale Schub- oder als Basistherapie.

Quelle: idw, 01.02.08

Redaktion: AMSEL e.V., 06.02.2008