Evidenzbasierte Wissenschaft, manche sprechen auch von Schulmedizin, kennt eigentlich keine Grenzen. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind objektiv und belegt. Sie folgen global anerkannten Untersuchungsmethoden.
Aber: Wissenschaft ist im Fluss. D. h., dass neue Erkenntnisse alte widerlegen können. D. h., dass Wissenschaft sich selbst kontrolliert. Sich anpasst, und das immer wieder. Nicht selten werfen Wissenschaftsleugner ihr genau das vor. – Professor Mathias Mäurer, Autor der Website www.ms-docblog.de erklärt im Video, wie sich das verhält.
Multiple Sklerose Videos: Schulmedizin/ alternative Methoden
Eine wirksame Substanz, die in wissenschaftlichen Studien positive Ergebnisse erlangt, wird immer eine wirksame Substanz bleiben. Allerdings kommt es vor, dass man bei manchen Wirkstoffen die Ursache für ihre Wirkung (noch) nicht kennt. Ein Beispiel ist ein Pfeilgift, das bei Myastenia gravis wirkt, ohne dass man zunächst wusste, warum. Oder auch der Mechanismus der Interferone, eingesetzt gegen Multiple Sklerose, der anfangs unbekannt war (bzw. verwechselt wurde: Zwar wirken Interferone auch antiviral, jedoch ist dies nicht der Mechanismus, der sich bei der MS, einer Autoimmunerkrankung, als wirksam zeigte).
Und es kann vorkommen, dass bestimmte Nebenwirkungen oder auch die Häufigkeit bestimmter Nebenwirkungen erst in voller Gänze bekannt werden, wenn ein Wirkstoff bereits zugelassen (und damit in einer weit größeren Menschenmenge angewandt) ist. So war es zum Beispiel bei Natalizumab, ebenfalls gegen MS eingesetzt, das nach längerer Einnahme (meist über zwei Jahre) zu einer schwerwiegenden Nebenwirkung, der PML führen kann. Die Nachbeobachtung (Pharmakovigilanz) brachte das ans Licht. Auch diese Überprüfung von bereits zugelassenen Wirkstoffen ist im besten Sinne eine wissenschaftliche Methode.
Höchst wissenschaftlich: Sicherheit, auch nach der Zulassung
Im Fall von Natalizumab war es wiederum die Wissenschaft, die –mit wissenschaftlich belegten Methosen – herausfand, wie man gefährdete Patientengruppen von weniger gefährdeten unterscheiden konnte (in dem man den Status des JC-Virus erhob). Natalizumab ist nach wie vor bei MS zugelassen. Dass es heute weniger oft verschrieben wird, liegt an der Zulassung weiterer, hochpotenter Wirkstoffe gegen aktive MS. Bei Daclizumab wiederum führten erst nach Zulassung erkannte Nebenwirkungen dazu, dass der Wirkstoff in vielen Ländern vom Markt genommen wurde. Hier greifen Sicherheitsbewertungen, die entweder dazu führen, dass ein Wirkstoff ganz vom Markt genommen wird oder aber rigiden Sicherheitsbestimmungen unterliegt.
Wissenschaft ist grenzenlos. Auch darin, sich selbst zu kontrollieren und zu korrigieren. Genau dies machen ihr Anhänger alternativer Methoden oft zum Vorwurf. Gerade alternative Methoden sind es jedoch, die oft einen Mangel an Sicherheitsdaten aufweisen, Stichwort hoch dosiertes Vitamin D, und jegliche Kontrolle vermissen lassen.
Quelle: MS-Docblog, 21.03.2025.
Redaktion: AMSEL e.V., 13.03.2025