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Gestörter Blutfluss im Gehirn und venöse Insuffizienz (CCSVI) Ursache von MS ?

19.10.09 - Alte Spekulationen, aber immer noch unzureichende Beweise.

In einigen neueren Berichten wurden die Jahrzehnte alten Spekulationen wieder aufgegriffen, es gebe eine mögliche Fehlfunktion in der Durchblutung des Gehirns und/oder beim Rückfluss des Blutes zum Herzen bei MS-Kranken. So fand Paulo Zamboni von der Universität Ferrara, Italien, einen starken Zusammenhang zwischen MS und Anzeichen einer venösen Insuffizienz.

Dies ist das Ergebnis einer Studie, in der 65 MS-Kranke mit 235 Personen, die gesund waren bzw. andere neurologische Erkrankungen hatten, verglichen wurden.

Die Studienergebnisse wurden in J Neurol Neurosurg Psychiatry 2009; 80:392-399 veröffentlicht und sorgen derzeit für Diskussionen. Die Debatte um den Blutfluss geht auf die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zurück und war möglicherweise wieder fallen gelassen worden, weil man Immunsystem und Entzündungsvorgänge als verantwortlich für die Nervendegeneration betrachtete.

Aktuell 65 MS-Kranke untersucht

In der aktuellen Zamboni-Studie wurden 65 MS-Patienten und 235 nicht an MS erkrankte Menschen untersucht. Mittels Ultraschall ist der Blutfluss der Teilnehmer getestet worden, um mögliche Venen-Blockaden beim Fluss aus dem Gehirn zu entdecken. Bei den untersuchten MS-Patienten war diese venöse Insuffizienz gehäuft aufgetreten - im Unterschied zu den nicht Betroffenen. Statt über die normalen größeren Gefäße soll das Blut bei den MS-Patienten über kleinere Gefäße geflossen sein. Hierbei soll es auch zu einem Rückfluss ins Gehirn gekommen sein. Die Forscher nannten die Venenblockade "chronische cerebrospinale venöse Insuffizienz", kurz CCSVI. Sie mutmaßen, dass mit dem Blutrückfluss in das Gehirn der Auslöser für MS gefunden sein könnte oder aber die venöse Insuffizienz die MS wenigstens begünstige.

Weitere Forschungen zu diesem Thema sind derzeit aktiv. Unter anderem erforscht ein internationales Team aus Italien, Buffalo und Birmingham in einer kleinen Studie, welchen Effekt die Beseitigung der Blutblockade auf MS-Betroffene hat. Hier soll eine Ballonerweiterung der Gefäße den Blutfluß normalisieren.

Ob sich die Ergebnisse der italienischen Studie bestätigen, bleibt abzuwarten. Genauso wie die Interpretation möglicherweise positiver Ergebnisse neu aufgerollt werden muss: Ob nämlich ein gestörter Blutfluss bei MS-Betroffenen tatsächlich als Auslöser, als Mitbegünstiger oder aber als weiteres Symptom der Multiplen Sklerose betrachtet werden muss.

Fazit

Auf der Basis der derzeit vorliegenden Ergebnisse können noch keine Schlussfolgerungen hinsichtlich der Ursache von MS gezogen werden – und auch nicht dazu, wann diese Blockierungen im Verlauf der Erkrankung entstanden sein könnten. Es gibt derzeit noch keine geprüfte Therapie, um möglicherweise beobachtete Störungen zu beheben und es ist noch nicht klar, ob eine Auflösung der venösen Blockierung von Nutzen sein könnte.

Quelle: Research News National Multiple Sclerosis Society, New York, 06.10.09; DMSG Bundesverband e.V., 16.10.09

Redaktion: AMSEL e.V., 19.10.2009