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Gestörte Kalzium-Balance und Multiple Sklerose

Wissenschaftler einer neu gegründeten Forschergruppe untersuchen Nervenentzündung sowie -degeneration im Rahmen der DFG. Ein Überschuss an Kalzium im Gehirn könnte ein Grund für MS sein.

Aktuelle Ergebnisse zeigen, dass bei Multipler Sklerose ein Überschuss an dem Universalbotenstoff Kalzium herrscht. Ist es Kalzium, das die Blut-Hirn-Schranke durchlässig macht auch für Immunzellen, die wiederum das so wichtige Myelin zerstören ? Möglicherweise ist der Kalziumüberschuss (Mit-) Verursacher der MS. Oder aber eine Folge davon. Was nun Ei und was Huhn ist in dem Entstehungsmechanismus der MS, muss erst untersucht werden.

Fest steht: Kalzium lässt Nervenzellen absterben und macht Immunzellen aggressiv gegenüber körpereigenem Gewebe. "Wenn wir diesen Störungen auf den Grund gehen, finden wir möglicherweise den Ursprung der Erkrankung", so Professor Ricarda Diem, Oberärztin an der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg. Diem erhielt 2005 den Sobek-Nachwuchspreis für herausragende Forschung auf dem Gebiet der Multiplen Sklerose. Der Sobek-Forschungpreis 2015 wird in dieser Woche erneut verliehen.

Kalzium und Multipler Sklerose auf den Grund gehen

 

 

Prof. Ricarda Diem, hier auf dem 6.
Multiple Sklerose-Sympsoium der
AMSEL in Stuttgart.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert daher eine interdisziplinäre Forschungsgruppe unter Federführung des Universitätsklinikums Heidelberg mit 2,7 Millionen Euro. In 9 eng miteinander vernetzten Einzelprojekten widmen sich die Neurologen, Pharmakologen und Neurobiologen der Forschergruppe den verschiedenen Zelltypen, die bei MS eine Rolle spielen, darunter Immun-, Blutgefäß- und Nervenzellen.

Sie erforschen die Signalwege innerhalb und zwischen den Zellen, suchen mögliche Defekte der Transportproteine, eruieren, was zu der Kalziumdisbalance führt, und wie die einzelnen Zellen darauf antworten. Und sie widmen sich den Zusammenhängen von Kalzium und der Blut-Hirn-Schranke. Außerdem sollen sich daraus Ansatzpunkte ergeben für neue Behandlungswege der Multiplen Sklerose, die zum Beispiel regulierend in den Kalzium-Haushalt eingreifen können.

An der neuen Forschergruppe der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unter Federführung von Professor Dr. Ricarda Diem, Neurologische Universitätsklinik Heidelberg, sind Wissenschaftlerteams aus Heidelberg, Homburg, Hamburg-Eppendorf und Münster beteiligt. Die DFG fördert die Forschergruppe "Kalzium-Homöostase bei Neuroinflammation und -degeneration" zunächst drei Jahre lang mit insgesamt 2,7 Millionen Euro.

Zur Ergänzung sei erwähnt: Kalzium ist ein lebenswichtiger Mineralstoff. Es ist daher dringend abgeraten, den Kalziumhaushalt im ZNS etwa durch Reduktion von Kalzium in der Nahrung senken zu wollen. Überschüssiges Kalzium wird vom Körper einfach ausgeschieden. Kalziummangel hingegen kann eine Osteoporose begünstigen. Da auch MS-Therapien etwa mit Kortison zu Osteoporose beitragen, sollten Menschen mit Multipler Sklerose nicht ihre Kalziumzufuhr drosseln, also weiter wie gewohnt Käse, Joghurt, Quark, Milch und andere Milchprodukte zu sich nehmen. Das gilt auch für weitere Kalziumquellen.

Quelle: Pressemitteilung der Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg, 09.12.2015

Redaktion: AMSEL e.V., 10.12.2015