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Gescheiterte MS-Wirkstoffe

Nicht alle Studien erreichen ihr anvisiertes Ziel. Einige kommen zu negativen Ergebnissen. Welche Gründe das haben kann und warum man im Falle des Scheiterns oft so wenig davon hört, erklärt Prof. Mathias Mäurer im Video.

Über Multiple Sklerose wird sehr viel geforscht. Weltweit versuchen Wissenschaftler, der oder den Ursachen für die Autoimmunerkrankung auf die Spur zu kommen, sie besser diagnostizieren und vor allen Dingen auch besser behandeln zu können.

Entsprechend viel liest und hört man auch zu den Forschungsergebnissen. Spätestens, wenn eine Studienphase beendet und ausgewertet ist, informieren die Firmen und Institute über die Ergebnisse. Nicht selten werden auch Zwischenergebnisse bekanntgegeben. Manchmal sogar von mehreren Firmen oder Instituten, je nachdem, wie viele beteiligt sind. In einem Extrembeispiel zu einem über die Nasenschleimhaut applizierbaren Wirkstoff wurde anfangs sogar jeder neu in die Studie eingebundene Patient mit einer Pressemitteilung verkündet.

Aus dem Scheitern: lernen!

Scheitert dann der Wirkstoff etwa in Phase 2 oder auch erst in Phase 3, weil er zum Beispiel nicht das Studienziel erreicht oder auch zu schweren Nebenwirkungen verursacht, dann hört man maximal noch ein einziges Mal davon und der Wirkstoff geht aus Sicht der Öffentlichkeit „zu den Akten“.

Allein schon dieses Ungleichgewicht bei der forschungsbegleitenden Medienarbeit vor und nach negativen Ergebnissen lässt die Leser den Eindruck gewinnen, man „höre“ nichts mehr von möglicherweise gescheiterten Wirkstoffen.

Professor Mathias Mäurer erklärt im Video, welche Gründe es haben kann, dass Studienergebnisse negativ ausfallen, warum auch das positiv für die Forschung und für Menschen mit Multipler Sklerose zu werten ist und nennt einige Beispiele für nicht zur Zulassung gelangte Wirkstoffe, darunter zum Beispiel komplementär angedachte Stoffe wie

  • Grüner-Tee-Extrakt,
  • hochdosiertes Biotin und
  • Weihrauch,

aber auch Wirkstoffe wie

  • Opicinumab (Anti-Lingo1),
  • Riluzol (aus der ALS-Forschung),
  • Fluoxetin (ein Antidepressivum, auch bei Übergewicht eingesetzt) oder
  • Antioxidantien.

Nerven regenerieren und schützen

Immer häufiger erforschen Studien Wirkstoffe, die zum Beispiel im Mausmodell neuroprotektiv oder sogar remyeliniserend wirkten. Gerade hier ist im Unterschied zur Unterdrückung der entzündlichen Komponente ein Scheitern sehr viel häufiger, weil Remyelinisierug und Neuroprotektion schlicht und einfach der schwierigere Part der MS-Behandlung sind.

Außerdem verweist Prof. Mäurer im Video auf Überblicksarbeiten zu negativen Studienergebnissen, etwa die von u.a. Prof. Heinz Wiendl und Sven Meuth „Failed, Interrupted, or Inconclusive Trials on Neuroprotective and Neuroregenerative Treatment Strategies in Multiple Sclerosis: Update 2015–2020“ auf PubMed.

amsel.de und ms-docblog.de werden auch künftig auf negative Studienergebnisse zur MS hinweisen. Außerdem ist eine neue Reihe in Planung, um hier allen interessierten Lesern einen Überblick zu verschaffen und mit dazu beizutragen, dass nicht nur positive, sondern eben auch negative Forschungsergebnisse zur Multiplen Sklerose einen Raum in der Öffentlichkeit bekommen.

Redaktion: AMSEL e.V., 17.03.2023