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Frühere Diagnose durch neues MRT-Kontrastmittel?

29.07.08 - Ein Wissenschaftlerteam aus Heidelberg und Würzburg hat im Tiermodell der Multiplen Sklerose bislang meist unerkannt gebliebene Gewebeschäden mit Hilfe eines neuen Kontrastmittels im MRT sichtbar machen können.

Neuroradiologen und Neurologen der Universitätskliniken Heidelberg und Würzburg haben bislang meist unerkannt gebliebene Gewebeschäden mit Hilfe eines neuen Kontrastmittels in der Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) sichtbar machen können. Die Wissenschaftler haben ihre Ergebnisse in der Online-Ausgabe der Fachzeitschrift "Brain" veröffentlicht.

Bislang konnte eine frühe Diagnose meist nicht mit Sicherheit gestellt werden, insbesondere wenn keine oder nur wenige Entzündungsherde in der MRT zu finden waren. "Mit dem neuen Kontrastmittel konnten wir fünf bis zehn Mal mehr entzündliche Läsionen im Vergleich zu üblichen MRT-Bildern und Kontrastmitteln sichtbar machen", berichtet Professor Dr. Martin Bendszus, Ärztlicher Direktor der Abteilung für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Heidelberg.

Bislang unerkannte Entmarkungsherde werden mit MRT sichtbar

Die MRT spielt eine entscheidende Rolle in der Frühdiagnose der MS. Die Wissenschaftler aus Heidelberg und Würzburg untersuchten mit dem neuen Kontrastmittel Gehirn und Rückenmark von Tieren zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Krankheitsverlaufs und fanden deutlich mehr entzündliche Läsionen als mit herkömmlichen Kontrastmitteln. Gewebeuntersuchungen der Läsionen zeigten, dass es sich hierbei tatsächlich um Entzündungsherde handelte. Insbesondere im Rückenmark oder im Sehnerv, die zu den schwer zu untersuchenden Nervenregionen zählen, war die Diagnostik mit dem neuen Kontrastmittel deutlich überlegen.

Neues Kontrastmittel reichert sich besser in MS-Läsionen an

Die Ergebnisse der Studie könnten die Behandlungsergebnisse bei MS entscheidend verbessern helfen. "MS ist die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit und Behinderung im jungen Erwachsenenalter", erklärt Professor Bendszus. "Neue Therapien haben einen positiven Einfluss auf den Krankheitsverlauf, werden jedoch häufig nicht rechtzeitig eingesetzt, da die Diagnose MS oft erst im fortgeschritteneren Stadium gestellt werden kann."

Das neue Kontrastmittel Gadofluorine M stellt MS-Läsionen vermutlich besser da, weil es besonders gut an bestimmte Bestandteile der Zellumgebung (extrazelluläre Matrix) in den entzündlichen Herden bindet. Dadurch reichert es sich in höherer Konzentration in den Läsionen an.

Das nächste Ziel der interdisziplinären Arbeitsgruppe ist nun die Weiterentwicklung des neuen MRT-Kontrastmittels für eine Anwendung in der klinischen Routine. Bislang ist das Kontrastmittel noch nicht zugelassen. Für die geplante klinische Anwendung sind weitere präklinische Untersuchungen erforderlich.

Quelle: Pressemitteilung der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg, 28 Juli 2008

Redaktion: AMSEL e.V., 29.07.2008