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Frühe Schübe, schlechte Prognose ?

Das kann man so nicht behaupten, wie eine retrospektive Studie mit Multiple Sklerose-Patienten über 28 Jahre hinweg zeigt.

Manch einer will es gar nicht wissen, andere wären beruhigt: Wie geht es mir mit meiner MS in 2, in 20, in 28 Jahren ? Lassen viele Schübe in der Frühphase der MS bereits auf einen schweren Verlauf schließen ? Wenn man das wüsste, fiele manchem die Therapiewahl leichter.

Eine kanadische Beobachtungsstudie sammelte Verlaufsdaten von 730 Patienten über 28 Jahre hinweg, um dieser Frage nachzugehen: Schubrate in den ersten 2 Jahren, die Zeitspanne bis zum Übergang vom schubförmigen in einen progressiven / schleichenden Verlauf, sowie die Zeitspannen bis zum Erreichen von DDS-Wert von 6 (der Patient benötigt einen Stock als Gehhilfe) bzw. 8 (der Patient ist bettlägerig).

Innerhalb der Gruppe mit 3 oder mehr Schüben innerhalb der ersten 2 Jahre nach Krankheitsbeginn fiel der Verlauf sehr unterschiedlich aus. Von 158 Patienten mit Multipler Sklerose und einer frühen hohen Schubrate waren zwar 103 Patienten (ca. 65%), die relativ schnell einen progressiven Verlauf hatten (durchschnittlich nach 5 Jahren) und auch recht schnell - innerhalb 7 bzw. 17 Jahren bei einem DDS-Wert von 6 bzw. 8 landeten. Der Rest allerdings (55 Patienten) wechselte trotz der hohen Schubfrequenz innerhalb der Beobachtungszeit nicht zum chronischen Verlauf.

Innerhalb der Patienten mit chronischem Verlauf der gesamten Patientengruppe war eine längere Dauer bis zum Eintritt in die chronische Phase mit einer längeren Dauer bis zum Erreichen der DDS-Werte verbunden. Das gilt auch für die Chronisch-Progredienten in der Gruppe mit vielen frühen Schüben. Andersherum gesagt: Wer erst spät zum progressiven, also schubfreien Verlauf wechselte, dessen Behinderungsgrad schritt auch langsamer voran. Auf die Zeitspanne zwischen Erreichen der chronischen Phase und dem Eintritt schwererer Behinderungen hatte die Länge der schubförmigen Phase allerdings keinen Einfluss.

Fazit der Wissenschaftler: Entgegen bisherigen Annahmen lässt eine frühe hohe Schubfrequenz nicht unbedingt auf einen überdurchschnittlich schlechten Verlauf schließen. Innerhalb der untersuchten Gruppe mit vielen frühen Schüben waren alle Extreme an Verläufen und Entwickungen vertreten.

Quelle: Archives of Neurology, 19.11.2012

Redaktion: AMSEL e.V., 20.11.2012