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Fortschritt bei der Genforschung zur Multiplen Sklerose

24.06.09 - Die National MS Society der Vereinigten Staaten berichtet über zwei aktuelle Studien zum erblichen Faktor der MS. Auch der Zusammenhang von Vitamin-D-Mangel und MS könnte darin eine Erklärung finden.

Wissenschaftler haben neue Gene und Genregionen entdeckt, die das MS-Risiko erhöhen könnten: Die National MS Society berichtet über zwei Studien. Mit den Funde der International Multiple Sclerosis Genetics Consortium und des Australia/New Zealand MS Genetics Consortium wächst somit die Liste an Genvariationen, welche einen Einfluss auf das MS-Risiko ihrer Träger haben könnten (wir haben berichtet, auch allgemein und speziell über zwei Risiko-Gene sowie über "Vitamin D am Gen-Schalter").

Sämtliche MS-Gene zu finden könnte zu besseren Wirkstoffen wie zur Aufklärung der Ursache(n) von Multiple Sklerose beitragen. Das ändert jedoch nichts an der derzeitigen Überzeugung, dass die Gene, also der erbliche Faktor bei MS, einzelne Personen zwar für MS prädisponieren kann, der Ausbruch selbst jedoch zusätzlich mit erworbenen Faktoren (etwa einem Virus oder anderen Umwelteinflüssen) zusammenhängt.

Zu den aktuellen Studien:

IMSGC-Studie

Die IMSGC-Studie des International Multiple Sclerosis Genetics Consortium sammelte Daten dreier genomweiter (also sämtliche Gene umfassender) Studien. Sie scannte das genetische Material von insgesamt 2.215 MS-Patienten und 2.216 Kontrollpersonen ohne MS und stieß dabei auf drei neue genetische Variationen im Zusammenhang mit MS.

Die Variationen kommen im Interferonregulierenden Faktor 8, dem Tumornekrosefaktor-Rezeptoren der "Superfamilie 1A" und in "CD6" vor, also in Immunbotenstoff-Proteinen. Den Daten zufolge könnten diese Gene einen Einfluss auf die frühe Krankheitsentwicklung haben. Das Konsortium führt nun eine sehr breit gefächerte Studie durch, um diese Daten zu überprüfen.

ANZgene-Studie

Das Australia and New Zealand Multiple Sclerosis Genetics Consortium, kurz ANZgene, verglich genetisches Material von 3.874 MS-Erkrankten mit dem von 5.723 Gesunden im Hinblick auf Risiko-Gene. Die Gruppe konnte verschiedene Genvariationen, die bereits in früheren Studien gefunden worden waren, bestätigen, darunter die immunsystem-nahen Gene CD58, HLA-DR 15, IL2RA und IL7R.

Darüber hinaus identifizierte die Gruppe allerdings zwei Regionen auf den Chromosomen 12 und 20, die bisher nur mit anderen Immunerkrankungen wie rheumatischer Artritis in Zusammenhang gebracht wurden. Eine genetische Variante dieser Loci (lat. für "Orte" oder "Regionen"), nämlich das CYP27B1 auf Chromosom 12, scheint besonders erwähnenswert: Es spielt eine Rolle beim Vitamin-D-Haushalt.

Dieser Umstand könnte wenigstens teilweise den Vitamin-D-Mangel bei MS-Betroffenen erklären und eventuell Gegenmaßnahmen ermöglichen. Zu Vitamin D gibt es bereits viele Studien und Theorien (Bitte bemühen Sie die Suche oben rechts auf www.amsel.de). Eine genetische Drosselung des Vitamin-D-Haushaltes würde das MS-Risiko etwas vom tatsächlichen Vitamin-D-Konsum oder auch von der an der Sonne verbrachten Zeit loskoppeln, könnte aber dennoch erklären, warum in Äquatornähe und Regionen mit hohem Fischkonsum die MS-Rate niederiger liegt als in anderen geografischen Regionen.

Inwiefern diese Entdeckung mit der britischer Forscher vom Anfang des Jahres zusammenhängt, bleibt noch zu klären:

Quelle: Nature Genetics; Research News NMSS, USA, 22.06.09

Redaktion: AMSEL e.V., 24.06.2009