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Förderpreis für Sobek-Nachwuchspreisträgerin

15.08.08 - Neuronen bei Querschnittlähmung regenerieren lassen ist das Ziel der wissenschaftlichen Arbeit von Dr. Florence Bareyre.

Dr. Florence Bareyre vom Institut für Klinische Neuroimmunologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München ist eine von fünf herausragenden Neurowissenschaftlerinnen, denen durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung die Einrichtung einer eigenen Forschungsgruppe ermöglicht wird. Bareyre wird sich in ihrer Forschung der Verbesserung der Rückenmarksfunktion bei Querschnittlähmung widmen. "Es geht dabei um die Grundlagen der neuronalen Prozesse, die nach einer schweren Verletzung des Rückenmarks das Wiedererlangen der verlorenen Funktionen ermöglichen können", sagt Bareyre. "Ich werde an neuen Strategien arbeiten, mit denen wir die Reorganisation der zerstörten Nervenzellverbindungen nach einem solchen Trauma verbessern können."

Junge Erwachsene sind es in erster Linie, die bei der Arbeit oder bei Verkehrsunfällen schwere Rückenmarksverletzungen davontragen, die unterschiedliche Defizite zur Folge haben. Während die Defizite bei einer kompletten Durchtrennung irreversibel sind und lebenslang bestehen, kommt es bei partiellen Läsionen vielfach zu einer spontanen funktionellen Erholung. "In vorangegangenen Arbeiten konnten wir zeigen, dass die Ausbildung neuer axonaler Umgehungswege zumindest nach einer experimentellen Verletzung des Rückenmarks für diese Erholung von entscheidender Bedeutung ist", berichtet Bareyre. "Wir konnten zudem neue molekularbiologische Techniken zur Darstellung dieser Umgehungswege etablieren. Das spontane Wachstum dieser Axone genügt aber nicht, um funktionelle Defizite zu beheben. Die regenerierenden Nervenzellen müssen vielmehr in ein Netzwerk im Rückenmark integriert werden." Für diese Ergebnisse erhielt die Biologin letztes Jahr bereits den mit 10.000 Euro dotierten Sobek-Nachwuchspreis, der richtungsweisende wissenschaftliche Leistungen zur Multiplen Sklerose auszeichnet. Auch bei dieser Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems kommt es vielfach zu Unterbrechung von Nervenfasern im Rückenmark. Längerfristig könnten also auch MS-Patienten von Bareyres Arbeiten profitieren.

Bevor daraus aber Therapien entstehen, müssen erst noch einige grundlegende Fragen geklärt werden. So weiß man nicht, wie erneut wachsende Ausläufer von Nervenzellen den korrekten Weg zu ihren Zielpunkten finden. Ebenfalls unbekannt ist, wie diese regenerierenden Axone Verbindungen, so genannte Synapsen, schaffen, von denen letztlich die neuronale Signalübertragung entscheidend abhängt.

Im jetzt geplanten Projekt sollen dank der neu entwickelten Methoden Moleküle identifiziert werden, die nachwachsenden Axonen Orientierung geben oder zur Synapsenbildung beitragen. Letztlich geht es um die Entwicklung von Strategien, die diese Vorgänge unterstützen. Auch hier gibt es Vorarbeiten: So existieren bereits wachstumsfördernde Therapien, die aber nur ein ungerichtetes Sprießen der Axone bewirken - die Verbindung mit den jeweiligen Zielstrukturen funktioniert noch nicht.

Quelle: Pressemeldung der Ludwig Maximilians Universität München vom 15. Juli 2008

Redaktion: AMSEL e.V., 15.08.2008