Lymphozyten im Keller?

Manchmal gehen die Lymphozyten nach der Therapie mit S1P-Modulatoren stark zurück. Warum das kein Grund zur Panik ist, erläutert Prof. Mathias Mäurer im aktuellen Beitrag auf MS-Docblog: Fakten rund um die Lymphopenie.

Vier S1P-Modulatoren sind mittlerweile zugelassen: Fingolimod, Siponimod, Ozanimod und Ponesimod. Unabhängig davon, ob sie zu den selektiven S1P-Modulatoren gehören oder nicht, ist ihnen eine mögliche Nebenwirkung gemein. Die Therapie mit ihnen kann dazu führen, dass die Zahl der Lymphozyten sinkt. Sind besonders wenige Lymphozyten im Blut vorhanden, spricht man von einer sogenannten Lymphopenie.

Lymphopenie ist nicht gleich Lymphopenie

Es handelt sich dabei um einen sogenannten Klasseneffekt, da diese Nebenwirkung auf alle Wirkstoffe dieser Klasse zutreffen kann. D.h., auch wenn die Nachfolger des zuerst zugelassenen Fingolimod durch ihre Wirkweise insgesamt weniger Nebenwirkungen hervorrufen, so trifft dies auf die Lymphopenie nicht zu.

Allerdings ist Lymphopenie nicht Lymphopenie. Tritt eine Lymphopenie bei einem HIV-Patienten auf, dann gilt der Grenzwert von 200/µl, der nicht unterschritten werden sollte. Diese Grenzwerte sind im Falle der S1P-Modulatoren jedoch nicht von gleicher Bedeutung. Hier sind die Lymphozyten sehr wohl noch vorhanden, werden jedoch daran gehindert, aus den Lymphknoten auszuwandern.

Krankheitsstabilität geht vor

Professor Mathias Mäurer rät deshalb dazu, in der Regel die Therapie weiterzuführen und weiter die Blutwerte zu kontrollieren, vor allen Dingen, wenn der Patient/die Patientin unter einem S1P-Modulator stabil ist. Gegebenenfalls könne man auch eine Zweitmeinung einholen. Den S1P-Modulator einfach abzusetzen führe womöglich zu größerem Schaden für den Patienten, wenn die Progression der Multiplen Sklerose wieder voranschreitet. Eine Lymphopenie dauert selten länger als sechs Wochen.

Die Sphingosin1-Phosphat-Rezeptor-Modulatoren verhindern (teilweise), dass Lymphozyten, welche den S1P-Rezeptor tragen, aus den Lymphknoten auswandern. Mittlerweile sind wie gesagt vier Wirkstoffe dieser Klasse gegen Multiple Sklerose zugelassen. Alle sind als Tablette oder Kapsel einzunehmen, was vielen Patienten lieber ist als eine Spritze oder Infusion. Sie unterscheiden sich sowohl in ihrer Wirkweise, wie auch in ihrer Indikation und der nötigen Kontrolle vor bzw. während der Therapie. Einen guten Überblick darüber gibt diese Tabelle zu den S1P-Modulatoren gegen Multiple Sklerose.

Quelle: MS-Docblog, 18.06.2021.

Redaktion: AMSEL e.V., 21.06.2021