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Extavia auf dem Multiple Sklerose-Markt

18.02.09 - Novartis vertreibt seit diesem Jahr den Wirkstoff des Bayer-Betaferons zu einem günstigeren Preis.

Manch Patient mag sich wundern, wenn er künftig mit einem Betaferonrezept in die Apotheke geht und mit "Extavia" wieder herauskommt. Das neue Mittel ist identisch mit dem Betaferon, also kein Generikum, kein Nachbau, sondern das Original, das weiterhin Bayer-Schering herstellt, das jedoch aufgrund von Patentaufkäufen (die Übernahme von Chiron) von Novartis vertrieben wird.

Zulassung identisch, Wirkstoff baugleich

Die Zulassungsformulierung ist daher ebenfalls identisch: Es ist als First Line-, Basis- wie auch CIS-Therapie zugelassen (nach einem ersten klinisch isolierten MS-typischen Syndrom) sowie bei sekundär-progredientem Verlauf.

Der Vorteil an Extavia dürfte der günstigere Preis sein. Expertenkreise sprechen von rund 20 Prozent, also etwa dem Preis des Betaferon vor den Preiserhöhungen. Dies wiederum lockt natürlich die Krankenkassen, mit denen Novartis Rabattverträge abschließt. Als Aut idem-Produkt darf der Apotheker Extavia ausgeben, auch wenn Betaferon auf dem Rezept steht. Laut Novartis wird der bei der MS-Basistherapie übliche Zusatzservice angeboten, also MS-Schwestern, Center sowie Hotline.

Altes Betainterferon-Injektionssystem ohne Adapter

Einziger Unterschied, so die Kommunikationsabteilung von Novartis, sei der kleine Autoinjektor, wie ihn andere Interferonhersteller ebenso ihrem Produkt beifügen. In der Originalpackung von Bayer-Schering liege der größere, für einzelne Patienten vielleicht leichter zu handhabende Autoinjektor bei.

Laut Informationen von Bayer-Schering ist der Extavia-Injektor wie der alte Betaject Light; beim (Bayer-Schering-) Betaferon seien der Nachfolger Betaject Lite und der Betaject Comfort wahlweise verfügbar. Was bei Extavia vor allem gegenüber dem alten Betainterferon-Injektionssystem fehle, sei der Adapter Gerade motorisch beeinträchtigten Personen könnte dies Probleme bereiten: Es geht darum, dass bei der Zubereitung der Injektionslösung frei Hand mit einer 21G-Nadel in das Beta-Fläschchen hineingestochen werden muss.

Novartis neu auf dem MS-Markt

Sich frühzeitig vor einer wirklichen Neuheit auf dem MS-Markt zu etablieren, scheint der Hintergrund dieser Novartis-Zulassung zu sein. In zwei Jahren möchte der Konzern mit dem bis dahin vermutlich weltweit zweiten oralen MS-Mittel auf den Markt (FTY720 ("Fingolimod"). Außerdem beschäftigt sich Novartis mit Folgeerkrankungen der MS (Osteoporose) sowie einzelnen Symptomen (Kognitionsproblemen).

Quelle: Presseinformation von Novartis, Februar 09

Redaktion: AMSEL e.V., 05.03.2009