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Essener Forscher entdecken neue Gruppe von Tregs

07.01.08 - Je genauer das Immunsystem erforscht ist, desto größer sind die Chancen auf effektive Behandlung bei chronischen Erkrankungen wie Multiple Sklerose.

Bisher gingen die Forscher von der allentscheidenden Rolle eines bestimmten Proteins, des sogenannten Fox P3, bei der Erkennung der regulatorischen T-Zellen (kurz: Tregs) aus. Essener Forscher um Prof. Jan Buer konnten nun eine neue Gruppe spezieller Tregs ausmachen, die ohne das Protein auftreten. Doch eins nach dem anderen:

Das Immunsystem ist für die Abwehr von Krankheitserregern verantwortlich, beim Menschen genauso wie beim Tier. Allerdings müssen diese Abwehrmechanismen genau gesteuert werden, um Angriffe gegen den eigenen Körper zu verhindern und die Immunantwort nach getaner Arbeit (zum Beispiel, am Ende einer Infektion) wieder zu bremsen. Forschern des Essener Universitätsklinikum ist es nun gelungen ein neues "Steuerelement" zu identifizieren, das an der Kontrolle des Immunsystems beteiligt ist. Von dieser Entdeckung versprechen sie sich, dass künftig verschiedene chronische Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen und Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen effektiver behandelt werden können.

Tregs unterscheiden zwischen gut und böse

Aufgabe des Immunsystems ist die Abwehr einer Vielzahl von eindringenden Pathogen wie Bakterien und Viren. Daran ist eine ganze Reihe von Immunzellen beteiligt, die in einem komplexen Wechselspiel spezielle Aufgaben erfüllen. Allerdings muss auch gewährleistet sein, dass der Köper zwischen gut und böse sowie zwischen selbst und fremd unterscheiden kann. "Wird das Immunsystem fehlgeleitet so kann es zu chronischen Entzündungen, aber auch Angriffen auf körpereigenes Gewebe, den so genannten Autoimmunkrankheiten wie Diabetes Typ I oder rheumatische Arthritis kommen" erklärt Prof. Dr. Jan Buer. Daher sind spezifische Kontrolleinheiten, die die Immunreaktionen hemmen, unverzichtbar. Zu diesen Kontrolleuren gehören die so genannten regulatorischen T-Zellen, auch Tregs genannt, die die Aktivität ihrer kämpfenden Pendants hemmen.

Prof. Jan Buer hob gegenüber der AMSEL-Onlineredaktion hervor, dass die neue Untergruppe anders charakterisiert sei als die bisherigen Funde (seit etwa 1995 ist die Existenz der Tregs bekannt) und betonte ihre Bedeutung gerade bei bestehenden entzündlichen Erkrankungen wie chronischen Darmerkrankungen oder auch Multiple Sklerose. Mit der Entdeckung und genaueren Erforschung der Tregs sei die Hoffnung verbunden, dass dieses Wissen auch in therapeutiscche Ansätze mündet. Es wäre von Vorteil, sollte es gelingen, die Tregs beim Menschen zu steuern, da hierin eine gezieltere Therapie läge als in Immunsuppressiva und Immunmodulatoren. Derzeit ist dies noch Zukunftsmusik.

Ganz neue Treg-Population

In seiner aktuellen Publikation beschreibt das Team um Prof. Dr. Jan Buer und Dr. Wiebke Hansen die neue Gruppe der speziellen Tregs, die in der Lage sind, die Abwehrmaschinerie des Immunsystems zu kontrollieren und die sich gleichzeitig gravierend von den bisher bekannten unterscheiden. Bislang konnten Tregs anhand eines bestimmten Proteins erkannt werden, dem eine maßgebliche Rolle bei der hemmenden Funktion der Tregs zugesprochen wird (dem oben erwähnten Fox P3). "Trotz des Fehlens dieses Moleküls waren die von uns identifizierten regulatorischen T-Zellen in der Lage chronische Entzündungen des Darmes in der Maus zu verhindern," so Dr. Wiebke Hansen. Somit konnte ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der regulatorischen T-Zellen geleistet werden. Die Arbeit ist jetzt auch in der internationalen Fachzeitschrift Journal of Immunology erschienen.

Quelle: idw, 03.01.08; Journal of Immunology, 2007, 179

Redaktion: AMSEL e.V., 07.01.2008