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Erhöhen Mikroblutungen den Behinderungszuwachs bei Multipler Sklerose ?

Darauf weist eine amerikanische Studie hin. Mikroblutungen gelten bereits als Indikator für Demenz.

Ein wichtiger Indikator für Demenz könnte ebenfalls als wichtiger Indikator für die Behinderungsprogression bei Multipler Sklerose dienen, so Forscher der Jacobs School of Medicine und Biomedical Sciences an der University at Buffalo.

Die Krankheitsprogression bei Multipler Sklerose ist gefürchtet. Mehr Progression bedeutet mehr "Ausfälle", mehr und stärkere Symptome wie Spastik und Blasenstörungen, dadurch: mehr Behinderungen und weniger Lebensqualität.

Es gibt stark wirksame Therapien gegen (die schubförmige) Multiple Sklerose, doch deren Einsatz kann teils schwerste Nebenwirkungen mit sich bringen. Deshalb setzt man sie erst ein, nachdem andere Therapien versagt haben oder, wenn bereits eine aggressive Schubaktivität vorhanden ist. Schön wäre, man wüsste vorher, bei welchem Patienten die Nutzen-Nebenwirkungs-Balance für die stärkeren Mittel spricht, wer zu den Patienten mit (hoch-) aktiver Verlaufsform gehört.

(Hoch-) aktive MS-Verläufe früher erkennen

Doch jede MS verläuft anders und bisher gibt es kaum Möglichkeiten, die Behinderungsprogression vorherzusagen, um früh einzugreifen, d.h., die besonderen Risikogruppen möglicherweise enger zu kontrollieren und gegebenenfalls stärker zu therapieren. - Die entdeckten Mikroblutungen könnten hier helfen.

Zerebrale Mikroblutungen nehmen mit dem Alter zu. Sie sind ein bekannter Risikofaktor für Demenz, werden aber auch mit Hirn-Trauma, Schlaganfall, Alzheimer und Parkinson in Verbindung gebracht. Ihre Auswirkungen auf die Krankheitsprogression der Multiplen Sklerose zu untersuchen, ist dagegen neu.

Das Risiko kardiovaskulärer Komorbidität - inklusive Bluthochdruck, verändertem Fettstoffwechsel, Übergewicht, Rauchen, Diabetes und Migräne - ist bei Multipler Sklerose, MS, leicht erhöht, und so lag es nahe, den Zusammenhang genauer zu untersuchen.

Auch für Menschen mit Multipler Sklerose wichtig: das kardiovaskuläre Risiko zu senken

445 Patienten mit Multipler Sklerose wurden mit einem speziellen MRT-Gerät untersucht, 45 mit klinisch isolierten Syndrom als dem möglicherweis ersten Anzeichen einer MS, 51 Patienten mit anderen neurologischen Erkrankungen und 177 gesunden Kontrollpersonen. Jenseits der 50 zeigten 20 % der MS-Patienten Mikroblutungen gegenüber nur 7 % der gesunden Kontrollen. Im Alter unter 50 Jahre waren ebenfalls mehr Mikroblutungen bei den MS-Patienten: 14 % vs. 3 % in der Kontrollgruppe ohne MS.

Zudem: Je mehr Mikroblutungen ein Patient hatte, umso schwerwiegender waren seine physischen wie kognitiven Einschränkungen. Auch dann, wenn man Alter, Bluthochdruck und das Gesamtvolumen im Vergleich beachtete.

Bei MS-Patienten scheinen zerebrale Mikroblutungen also stärkere Auswirkungen zu haben als bei Gesunden. Diese Patienten sollten der aktuellen Untersuchung zufolge also besonders eng beobachtet und ihre Therapie gegebenenfalls angepasst werden, denn bei ihnen ist das Risiko für einen schnelleren Fortschritt der Behinderung größer.

Die Forscher untersuchen nun, inwiefern man die Entstehung von Mikroblutungen bei MS-Patienten eindämmen kann. Hier gelte es vor allem, Präventionsmaßnahmen gegen kardiovaskuläre Risiken in Angriff zu nehmen. Die untersuchten Patienten werden weiter beobachtet für insgesamt 5 Jahre. Unterstützt wurde die Studie in Teilen von der Buffalo Neuroimaging Analysis Center und der Jacquemin Family Foundation.

Quelle: University at Buffalo, 15.06.2016

Redaktion: AMSEL e.V., 23.06.2016