Spenden und Helfen

Epstein-Barr-Virus und MS: zur Studie mit Daten von Soldaten

In einigen Medien wird momentan fast schon gefeiert, mit dem EBV sei DIE eine Ursache der MS gefunden. Prof. Mathias Mäurer ist nicht ganz so enthusiastisch.

Anhand von Blutprobendaten des amerikanischen Militärs hat ein Wissenschaftlerteam herausgefunden, dass eine frühere Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus (EBV) das Risiko für eine MS auf das 32-Fache erhöhe. So weit, so gut.

Doch

  • zum einen ist das nicht wirklich neu – das EB-Virus wird schon sehr lange in Zusammenhang mit der MS gebracht –,
  • zum zweiten ist damit noch nichts zum Mechanismus erforscht (das hat eine andere Studie getan, s. Bericht auf amsel.de) und
  • zum dritten würde eine mögliche Impfung gegen EBV – die bis zur Zulassung geschätzt ein Jahrzehnt dauern würde – auch frühestens in 20 weiteren Jahren zeigen können, ob man mit der verhinderten EBV-Infektion (unbemerkt oder auch als Pfeiffersches Drüsenfieber) auch die MS verhindern kann – vorausgesetzt, das EB-Virus hat ursächlich mit MS zu tun.

Prof. Mathias Mäurer berichtet auf MS-Docblog ausführlich über die neue Studie, Epstein-Barr und Multiple Sklerose.

Der Wirbel um die neue Studie ist schlicht übertrieben und vielerorts aufgebauscht. Man muss auch bedenken, dass über 90 % der 40-Jährigen bereits mit dem Virus infiziert waren, was schon erklärt, dass das EB-Virus nicht als die eine Ursache in Betracht kommt, sondern wenn dann in Kombination mit anderen Faktoren, womöglich bestimmten Gen-Varianten erst zur MS führt. Das allerdings war alles schon bekannt (siehe die bereits oben angesprochene Arbeit).

Impfstoff gegen EBV wünschenswert, aber Zukunftsmusik

Was die aktuelle Studie leistet: Sie liefert weitere Daten für einen Zusammenhang zwischen MS und Epstein-Barr-Virus. Und bringt das Thema Impfstoff einmal mehr auf den Plan. Denn freilich hätte ein möglichst schon im Kindesalter verimpfter Impfstoff nicht nur den Vorteil, eventuell in ferner Zukunft, MS zu verhindern, sondern auch den, dass Heranwachsende sich schützen könnten vor dem teils gefährlichen Pfeifferschen Drüsenfieber. Außerdem steht das Epstein-Barr-Virus in Verbindung mit bestimmten Krebsarten – auch hier wäre ein Schutz für spätere Generationen natürlich sehr wünschenswert.

Quellen: MS-Docblog, 14.01.2022; Science, 13.01.2022.

Redaktion: AMSEL e.V., 17.01.2022