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Epstein-Barr-Viren programmieren ihre Wirtszellen um

18.01.07 - Das haben Münchner Forscher herausgefunden und hoffen auf einen therapeutischen Ansatz gegen das listige Virus.

Wie Epstein-Barr-Viren (EBV) ein Signalprotein ihrer Wirtszellen, das normalerweise den programmierten Zelltod, die Apoptose, vermittelt, zur Vermehrung der Zellen ausnutzen, also das Gegenteil erreichen, hat eine Arbeitgruppe des Helmholtz Zentrums München gezeigt.

EBV sind humanpathogene Erreger aus der Familie der Herpesviren. Fast jeder Erwachsene trägt EBV in sich, die sogenannte Durchseuchungsrate liegt bei über 90 Prozent. Sie gehören zu den bisher bekannten Viren, die beim Menschen unter bestimmten Bedingungen Krebs auslösen können. Hierzu gehören Lymphome, aber auch Karzinome des Nasen-Rachenraums und Magenkrebs. Das Epstein-Barr-Virus wird auch mit Multiple Sklerose in Verbindung gebracht (wir haben berichtet).

EBV verhindert den Zelltod

Ein durch das Virus kodiertes Protein, das "latent membrane protein 1", kurz LMP1, ist für die unkontrollierte Vermehrung der EBV-infizierten Zellen nötig. Arnd Kieser und sein Team untersuchen im Detail die molekulare Wirkungsweise dieses EBV-Proteins. LMP1 ist ein membranständiges Protein, das wiederum bestimmte Signalmoleküle der Wirtszellen bindet, unter anderem den Faktor TRADD. TRADD steht für TNF-receptor 1-associated death domain protein.

Ohne TRADD kann LMP1 einen wichtigen Signalweg der Zelle nicht mehr aktivieren. Allerdings induziert TRADD normalerweise auch eine Apoptose. Dies ist jedoch für EBV kontraproduktiv, da die Viren vom Tod ihrer Wirtszellen Nachteile hätten. Tatsächlich beobachteten die Wissenschaftler, dass TRADD, das durch virales LMP1-Protein aktiviert wurde, keine Apoptose mehr induziert.

Aber wie gelingt das den Viren? Kieser und Mitarbeiter entdeckten, dass das virale LMP1-Protein eine einzigartige Bindungsdomäne besitzt, die an das zelluläre TRADD-Protein bindet und dessen Struktur so verändert, dass das Apoptose-Signal nicht mehr übermittelt werden kann. Epstein-Barr-Viren haben in ihrer Entwicklung also eine Möglichkeit gefunden, eine unerwünschte Eigenschaft eines ansonsten für sie notwendigen zellulären Proteins gezielt auszuschalten und damit dieses Protein ihren eigenen Bedürfnisse anzupassen. Dies bietet nach Angaben der Arbeitsgruppe die Chance für einen therapeutischen Ansatz.

Quelle: Helmholtz Zentrum München; idw; Public Library of Science, Januar 2008

Redaktion: AMSEL e.V., 18.01.2008