Epstein-Barr und MS

06.06.05 – Nicht nur die Anzahl der Antikörper, sondern auch das Alter spielt scheinbar eine Rolle.

Seit vielen Jahren suchen Wissenschaftler nach möglichen Zusammenhängen zwischen MS und Infektionserregern wie dem Epstein-Barr-Virus, einem Virus, das infektiöse Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber) und andere Störungen auslöst.

Das Epstein-Barr-Virus gehört zu den meist verbreiteten Viren der Welt. Bis zum Alter von 40 Jahren lassen sich Antikörper beim Großteil der Erwachsenen-Bevölkerung (95 Prozent) nachweisen. Eine Studie von Alberto Ascherio und Kollegen (Harvard School of Public Health, Walter Reed Army Institute) untersuchte die gesammelten Blutuntersuchungen von 83 MS-Fällen (aus insgesamt drei Millionen Akten von Militärpersonal) und die Bluttests von doppelt so vielen Kontroll-Fällen ohne MS, und zwar in verschiedenen Lebensaltern. Ein zweiter, korrigierter Bericht ist Ende Mai 2005 im Journal of the American Medical Association erschienen.

Hier berichten die Forscher nach wie vor über einen Zusammenhang zwischen MS und Epstein-Barr, jedoch spielt nicht allein die Antikörperdichte (wie im ersten Bericht), sondern auch das Alter der Patienten eine Rolle. Zeigten die Blutuntersuchungen von MS- wie Kontrollgruppe bis zum Alter von 20 Jahren ähnlich viele Antikörper gegen Epstein-Barr (wobei alle MS-Betroffenen Antikörper hatten, gegenüber nur 96 Prozent der Nicht-Betroffen), so stieg die Antikörperdichte der später von MS Betroffenen in Bluttests nach dem 20. Lebensjahr an.

Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Erreger und MS ist damit nicht nachgewiesen. Es ist vielmehr möglich, dass die Immunstörung, die zu MS führt, auch für Funde bei der Immunantwort auf verschiedene andere Infektionserreger verantwortlich ist. Obendrein kann es sein, dass Infektionen im späten Kindesalter das Immunsystem von genetisch vorbelasteten Menschen beeinflussen, dort Abwehrreaktionen verändern und später das körpereigene Gehirn- und Rückenmarksgewebe angreifen lassen. - Weitere Untersuchungen sind nötig, um die Zusammenhänge zu klären.

Quelle:
Bericht der National MS Society (englisch)

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Redaktion: AMSEL e.V., 17.07.2008